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Gulshan Al Bayati -
Kritische Journalistin verschleppt und gefoltert


Karin Leukefeld, junge Welt, 13.10.2006 
Kritische Journalistin verschleppt und gefoltert
Tikrit: Angehörige und Kollegen fordern von »Sicherheitskräften« Freilassung von Gulshan Al Bayati

Hana Ibrahim
Information on the detention of Gulshan Al Bayati Hana Ibrahim

Brief eines Freundes an sie:
To Gulshan in Prison: YOU ARE NOT ALONE

Women's Will Association
Release Golshan Al Bayati

Committee to Protect Journalists, 11.10.2006
Journalist held without charge for 3 weeks by Iraqi forces

Reuters, 11.10.2006
U.S. media group demands Iraq free female reporter

Der Standard, 12. Okt. 2006
Pentagon weist Berichte über 650.000 Tote zurück


Weitere Infos über Verfolgung und Ermordung von Journalisten im Irak

Committee to Protect Journalists, 13.10.2006
British inquest rules ITN reporter unlawfully killed by U.S. troops

Los Angeles Time, 15.10. 2006 
Attacks on Journalists Continue in Baghdad 
BAGHDAD — Gunmen killed a radio journalist and kidnapped a television reporter, continuing a spate of attacks that has killed 14 media employees in recent weeks. 

Sabah Ali, BRussells Tribunal 8.5. 2006
109 Iraqi Journalists killed in Iraq Under Occupation

Ramzy Baroud, FREITAG, 07.04.2006 
Warum starb die Journalistin Atwar Bahjat Erinnerungen eines ehemaligen al-Jazeera-Korrespondenten im Irak

 

 

»» Gute Nachricht:
»» Gulshan Al Bayati wurde am 16. Oktober freigelassen, darf Tikrit aber nicht verlassen.  
»» Sie und Ihre irakischen Kollegen danken allen weltweit, die sich für ihre Freilassung eingesetzt haben.
Sie benötigt weiter internationale Solidarität, da sie nur vorläufig auf freien Fuß gesetzt wurde. Das Verfahren gegen sie geht weiter, sie kann jederzeit erneut festgenommen werden. 
(siehe auch Presserklärung der  "Reporters Without Borders")  


Am  21.September wurde die irakische Journalistin Gulshan Al Bayati von den irakischen Sicherheitskräften in Tikrit gefangen genommen worden. Ihr Aufenthaltsort ist nicht bekannt, es gibt aber ernsthafte Hinweise dafür, dass sie schwer gefoltert wurde und vielleicht noch wird. Sie war bereits am 11.9. festgenommen und erst nach ein paar Tagen worden. Die Information über ihre Festnahme und der Appell sich für ihre sofortige Freilassung einzusetzen, wurde rasch über die Netzwerke der Tribunalbewegung verbreitet. Einige in der Tribunalbewegung aktive Irakerinnen kennen Gulshan Al Bayati auch persönlich. 

Zahlreiche Organisationen und Einzelpersönlichkeiten weltweit, darunter das "Komitee zum Schutz von Journalisten" (CPJ) in New York, setzen sich seither für ihre sofortige Freilassung ein. Auch die Nachrichtenagenturen Reuters und AP berichteten schließlich über ihren Fall. In Deutschland erschien nur in der jungen Welt ein ausführlicher Bericht von Karin Leukefeld, der Wiener Standard erwähnte die Verschleppung der Journalistin nur einmal am Rande..

Zum Hintergrund

Gulshan Al Bayati arbeitet seit 2003 freie Journalistin für die arabischsprachige Londoner Tageszeitung Al Hayat. Sie war bekannt für ihre kritischen Berichte über die Besatzungskräfte im Irak und – immer häufiger – das rücksichtslose Vorgehen irakischer »Sicherheitskräfte«. Am 11. September 2006 war Gulshan Al Bayati von irakischen Polizisten zum ersten Mal festgenommen worden. Als die Polizei das Haus ihrer Familie stürmte und sie festnahm, wurde sie direkt ins Gesicht geschlagen, ihr Computer wurde beschlagnahmt. Man wollte wissen, was sie mit der Familie von Saddam Hussein zu tun habe und ob sie »Terroristen« kenne. Sie antwortete, sie stamme aus Tikrit, kenne daher die Familie von Saddam Hussein seit langem und respektiere sie. Als Journalistin rede sie mit der irakischen Polizei ebenso, wie mit Leuten, die den Widerstand gegen die Besatzung unterstützten. Zwei Tage später war sie wieder frei, aus Mangel an Beweisen, wie es hieß. Die Polizei wies sie an, zu Hause zu bleiben und mit niemandem zu reden. Doch sie forderte ein Gespräch mit dem Oberkommandierenden der irakischen Streitkräfte in Tikrit, um sich bei ihm über ihre Behandlung zu beschweren und zu berichten, was sie während ihrer Haftzeit gesehen hatte.

Wenige Tage später, am 21. September, erhielt Gulshan Al Bayati einen Anruf aus dem Hauptquartier der irakischen Sicherheitskräfte in Tikrit, das in einem ehemaligen Palast Saddam Husseins untergebracht ist. Außer der Polizei sind dort die irakischen Streitkräfte, das Kommando der ersten Brigade der Streitkräfte und andere Polizei- und Sicherheitseinheiten untergebracht, die für Festnahmen und Verhöre zuständig sind. »Gulshan ist hineingegangen, doch sie kam nie wieder heraus«, so eine Freundin. Einer zuverlässigen Quelle zufolge soll sie vor einem »Koordinationskomitee« verhört worden sein. Dieses Komitee vertritt alle Sicherheitskräfte in Tikrit und entscheidet über Haft oder Freilassung eines Gefangenen. Gulshan Al Bayati sei grausam gefoltert worden, so die Quelle weiter, offenbar ein Mann, der sich schämte, darüber zu sprechen, was seine Kollegen einer Frau antaten. Sie habe gefordert, den Oberkommandierenden der Einrichtung darüber zu informieren, daß sie erneut inhaftiert worden sei. Ob das geschehen ist, weiß man nicht. Weder die Familie noch Freunde und Kollegen wissen, wo die Journalistin festgehalten wird.

Zur Person

Gulshan al-Bayati wurde 1971 in Tikrit geboren und beendete das Lehrerstudium an der Universität von Tikrit. Schreiben ist ihre Leidenschaft, sie verfaßte viele Kurzgeschichten, veröffentlichte zwei Bücher. Aktuell arbeitete sie an einem Roman über den besetzten Irak. »Gulshan hatte nichts anderes als ihren Stift, um sich der Besatzung zu widersetzen«, schreiben enge Freunde von ihr.

Einer dieser Freunde veröffentlichte aus Sorge um ihr Leben anonym einen Brief an sie, um ihr Mut zu machen, Gefangenschaft und Folter zu überstehen. Gulshan wollte unbedingt schreiben, erinnert er sich an ihre erste Begegnung. »Ich habe so viele Geschichten, Du kannst Dir nicht vorstellen, was alles bei uns passiert! Versprich mir, daß die Geschichten gedruckt werden.« Und sie wurden gedruckt. »Unerschrocken hast Du die Dinge beim Namen genannt«, schreibt der Freund in seinem Brief. »Du bist besser als wir, Du bist uns ein Beispiel.«


Was kann getan werden?

Eine Reihe von Aktivistinnen hat sich bereits in Schreiben an irakischen Botschafter in Berlin, Dr. Al-Hashimy, gewandt:
Botschafter Dr. Alaa Al-Hashimy
Botschaft der Rep. Irak , Riemeisterstr. 20 14169 Berlin
Tel: 030-8148 80, Fax 030-81488 222
E-Mail: info@iraqiembassy-berlin.de
Homeapge: www.iraqiembassy-berlin.de

sowie an den deutschen Botschafter im Irak: Martin Kobler:
Telefon: (00964-1) 543 1470
Telefax: (00964-1) 543 5840
info@bagdad.diplo.de 

Beispieltext einer Münchener Friedensaktivistin:

Sehr geehrter Herr Botschafter Dr. Al-Hashimy,

wie ich erfahre, haben wir allen Grund, um Leben, Gesundheit und Wohlbefinden der irakischen Journalistin Gulshan Al-Bayati sehr besorgt zu sein. Von Angehörigen der irakischen Sicherheitskräfte festgenommen scheint sie in Haft grausam gefoltert worden zu sein; ihre Familie ist ohne Nachrichten. Bitte bringen Sie in Erfahrung, wo sie festgehalten wird, setzen Sie sich für den sofortigen Stop jeder grausamen Behandlung und für ihre Freilassung ein! Solange ihre Familie sich nicht hat überzeugen können, daß es ihr gut geht, wird unsere Sorge anhalten müssen.

Bitte benachrichtigen Sie mich, was Sie in Erfahrung bringen konnten!

Mit Dank für Ihre Bemühungen und freundlichen Grüßen,

Zudem ist es nötig, immer wieder Zeitungs-, Radio-, Fernsehredaktionen auf den Fall hinzuweisen.

Mit freundlichen Grüßen,


Haifa Zangana und Tahir Swift von der irakischen "Women's Will Association" schlagen vor:

The most important thing to do is alert the UN Working Group on Arbitrary Detention.
http://www.ohchr.org/english/issues/detention/index.htm

Mark any communication "Urgent Action"
All communications should be emailed and faxed if possible.
Email for EU Commissioner for Human Rights:

Office of the High Commissioner for Human Rights United Nations Office at Geneva, 1211 Geneva 10, SwitzerlandFax: + 41 22 917 9022 E-mail: tb-petitions@ohchr.org

Kofi Annan the Secretary General of the UN : inquiries@un.org

Al Hayat Newspaper:Deputy Editor in Chief badr@alhayat.com or information@alhayat.com

Contact Tony Blair via: http://www.number-10.gov.uk/output/page821.asp ⇒

Dick Cheney : Vice President Richard Cheney: vice_president@whitehouse.gov

You also have the option of contacting members of the 'puppet government of Iraq'. Iraqi president: Jalal Al Talabani - questions@iraqipresidency.net Website:http://www.iraqipresidency.net and iraqigov@yahoo.com

Justice minister : Hashim Al Shibli : head-minister@iraqi-justice.org Interior Minister - Jawad Al Boulani

Interior ministry website: http://www.iraq-moi.com/test/index.htm ⇒ No email address available, try info@iraq-moi.com

Iraqi embassies:in the UK: Phone: (020) 7581 2264 Fax: (020) 7589 3356 in Paris : paris@emassyiraq.com in Belguim: iraqyia@swing.be

Amnesty international : eastgulf@amnesty.org

Rapid Action Network- PEN [ Campaign against the Persecution and Imprisonment of Writers for Stating their views  rapidactionnetwork@englishpen.org
General URLs with contact info:

http://www.coe.int/t/commissioner/About/welcome_en.asp

http://www.coe.int/t/commissioner/Office/default_en.asp

http://www.ohchr.org/english/contact/