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ALADINS WUNDERLAMPE
Hilfe für krebskranke Kinder in Basra



  „DER 
        KRIEG 
            GEHT 
                 WEITER…“ 

Reise in den Irak: 
15. bis 28. Juni 2004 

von 
Dr. Eva-Maria Hobiger 


Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen

A-1150  Wien, Stutterheimstraße 16-18/II/5,
Tel. +43-1-526 78 10, Fax: +43-1-526 77 95
e-mail:
office.vienna@saar.at, Web: http://www.saar.at

"DER KRIEG GEHT WEITER …"

Reise in den Irak: 15. bis 28. Juni 2004

Ein befreites (?) Land

Viel später als geplant begann unsere Irakreise nach mehrfachem Aufschub erst im Juni 2004. Zunächst verzögerte sich die Fertigung der Wasseraufbereitungsanlage, die wir gemeinsam mit einer Medikamentenlieferung bereits im März nach Basra bringen wollten. Als diese schließlich fertiggestellt war und dann endlich Anfang April auch die Vorbereitungsarbeiten für die Installation der Anlage in Basra abgeschlossen waren, kam es zu einer enormen Verschlechterung der Sicherheitslage im Irak. An eine Reise war zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken, keine Spedition nahm einen Auftrag nach Basra an. Von da an wurden Ausländer im Irak zum begehrten Jagdobjekt, entweder werden horrende Lösegelder gefordert oder aber erfolgen medienwirksame Hinrichtungen. Wenn auch die Zielgruppe des Widerstandes (oder Terrors) diejenigen sind, die mit den Besatzungsmächten zusammenarbeiten, so ist das Risiko für die humanitären Helfer doch enorm. Wenige Wochen vor der sogenannten Machtübergabe war der Irak ein Tummelplatz von Widerstandskämpfern, Terroristen und Kriminellen.

Der Versuch, unsere Hilfsgüter nicht über Amman, sondern über Kuwait zu schicken, schlug fehl. Auf diesem Weg müsste man mit dem amerikanischen HOC (humanitarian organisation centre) zusammenarbeiten und von dieser Seite wurde gefordert, unsere gesamte Ladung als "Geschenk an die US-Armee" zu übergeben, "zur Unterstützung der Operation Irakische Freiheit". Dass wir das als unabhängige NGO nicht machen konnten, lag auf der Hand. Ende Mai schließlich erhielt ich von der jordanischen Spedition grünes Licht. Ein Fahrer hatte sich gefunden, der bereit war, mit unserer Ladung nach Basra zu fahren. Die Sicherheitslage war zwar gleich schlecht wie zuvor und auf der Strecke zwischen der jordanisch/irakischen Grenze und Basra verschwanden nicht selten die LKWs samt Fahrer und Ladung – trotz alledem, der Entschluss war bald gefasst: wir fahren! Wir konnten allerdings jetzt nur die Medikamentenlieferung nach Basra bringen, die Trinkwasseraufbereitungsanlage mussten wir vorläufig noch zurück lassen.

Zahllose Warnungen musste ich missachten, vor meiner Abreise erhielt ich fast täglich eine e-mail aus dem Irak, jetzt nicht zu kommen, denn sobald ich als Ausländerin erkannt bin, wäre ich verloren. Trotzdem glaubte ich, das Risiko berechnen zu können, vor allem aber wusste ich mich denen verpflichtet, für die wir arbeiten: kranke Kinder und deren Eltern, verzweifelte Ärzte, die helfen wollen und nicht können, Menschen, die keine Hoffnung mehr haben. Ihnen Hilfe und Hoffnung zu bringen, ist es das Risiko nicht wert? Die Medikamente, die wir im November des Jahres gebracht hatten, waren aufgebraucht.

Am 7. Juni schickten wir nahezu 6 Tonnen Hilfsgüter (Medikamente, medizinisches Material und Geräte) auf die lange Reise von Wien nach Basra. Am 15. Juni besteigen Ing. Bashar Hindo und ich das Flugzeug in Richtung Amman. Den einen Tag, den wir dort verbringen müssen, nützen wir, um Kontakte zur Weltgesundheitsorganisation aufzunehmen. Wir treffen den WHO-Verantwortlichen für Basra und bekommen von ihm bereits einen Eindruck von dem, was uns erwartet. Die Trinkwasserversorgung der Stadt hätte sich erneut verschlechtert. Nur 40 % des Wasserbedarfs der Stadt können aus dem Leitungsnetz gedeckt werden, 60 % der Bevölkerung wird aus dem Fluss (Shatt el Arab) mit Wasser versorgt, der neben Bakterien auch Giftstoffe enthält, die aus den alten lecken Schiffen austreten. Schwere Durchfallerkrankungen sind im Zunehmen, die Durchfälle führen zu Unterernährung von Kindern. Es gibt Stadtteile, in denen es rund um die Uhr keinen Strom gibt. Die Generatoren brechen aufgrund des Dauerbetriebes zusammen, Ersatzteile zur Reparatur fehlen. Dies wieder führt zur Verschlechterung der Wasserversorgung, Pumpen fallen aus, Abwässer treten auf die Straßen – eine Spirale, die sich ständig weiter dreht und die Situation immer schlechter werden lässt. Die Versorgungslage in den Spitälern sei sehr schlecht, der Grund wäre der Mangel an Verwaltungsstrukturen, ein schlechter Verteilungsschlüssel für die Provinzen und die Korruption. Im allgemeinen erhalten die Spitäler höchstens 25 % des tatsächlichen Bedarfs.

Als wir dann am 17. Juni in der kleinen Beechcraft von Amman nach Bagdad fliegen, weicht auch die Spannung, unter der ich in den letzten Tagen gestanden bin. Nach alledem was ich gehört hatte in den letzen Monaten, nach allen Warnungen, frage ich mich: wie wird die Situation sein, was wird uns begegnen? Werden wir die richtigen Entscheidungen treffen, haben wir die richtige Entscheidung getroffen? In der Ferne taucht der Tigris auf, der sich mäanderartig durch die kahle Landschaft zieht und mir fällt eine Aussage eines mir bekannten pensionierten irakischen Ingenieurs ein, als er zum Jahrestag des letzten Irakkrieges um seine Meinung gefragt wurde: "Seit zwölf Monaten bin ich von meinem Leitungswasser befreit, ich bin vom elektrischen Strom befreit und ebenso von meinem Telefon, vielleicht werde ich bald von meinem Leben befreit sein ….die Sicherheitslage ist grauenhaft, täglich hören wir die Bombenexplosionen. Das Leben in Bagdad ist miserabel – und wir sehen keine Zukunft …" Noch öfter werde ich ähnliche Aussagen hören in den kommenden Tagen.

Vor dem Abflug von Amman hatte uns der Pilot gewarnt: "Der Landeanflug in Bagdad dient Ihrer Sicherheit, nicht aber Ihrem Wohlbefinden!" In sieben engen Spiralen steigt das Flugzeug in einem abenteuerlichen Neigungsgrad direkt über dem Flughafengelände in kürzester Zeit ab. Kurzfristig verliert man die Orientierung über die eigene Sitzposition. Es ist dies eine Lande- (und Start)technik, die im Vietnamkrieg entwickelt wurde, um dem Raketenbeschuss zu entgehen.

Die Todesstraße

Offensichtlich habe ich vergessen, wie heiß es im Irak im Sommer ist. Ganz besonders nach diesem kühlen Frühling in Österreich ist es unvorstellbar, dass es irgendwo auf dieser Erde eine solche Temperatur gibt - und dass man sie auch aushalten kann. 48 Grad hat es derzeit, wie ich später erfahren werde. Bashar kommt ins Gespräch mit einem Polizisten und dieser erzählt, dass er vor wenigen Tagen am Begräbnis eines Freundes war, es war bereits das zehnte Begräbnis, an dem er innerhalb weniger Wochen teilnahm. Zehn Freunde hatte er verloren, sie alle starben in Ausübung ihres Dienstes als Polizisten. "Was haben wir getan, was haben wir verbrochen, dass uns das alles widerfahren muss? Warum können wir nicht leben wie die anderen? Warum greifen sie uns Polizisten an, die wir die Bürger schützen wollen? Wir haben dieses Chaos nicht verursacht, sie sollen diejenigen angreifen, die die Verursacher dieses Chaos sind!" Bitterkeit gegenüber den Besatzern und Resignation – wie oft sollte ich ihnen noch begegnen in den folgenden Tagen.

"Die Todesstraße" - so wird das Straßenstück zwischen Flughafen und Stadtgrenze genannt. Unzählige Überfälle gab es in den letzten Tagen hier und viele Tote. Die Taxifahrer lassen sich dieses Risiko mit 50 Dollar bezahlen. Ich wundere mich, dass es nicht möglich sein sollte, dass die Amerikaner, unter deren Herrschaft das gesamte Flughafengelände ist, dieses relativ kurze Straßenstück sichern könnten. Ich teilte diese Meinung später einem Bekannten mit und der meint: "Wir haben schon lange aufgehört zu fragen, warum die Amerikaner dieses oder jenes tun oder nicht tun."

Der Fahrer, der uns in die Stadt bringt, berichtet von einem Anschlag heute morgen vor dem Rekrutierungszentrum der irakischen Armee. Eine Bombe tötete 40 Menschen, Hunderte Verletzte hätte es gegeben. Zum Zeitpunkt der Explosion warteten viele Bewerber vor dem Gebäude, das in der Nähe des US-Hauptquartiers liegt. An diesem Tag explodierten mehrere Autobomben im Irak.

Wir haben die Todesstraße gut hinter uns gebracht und tauchen in das tägliche Verkehrschaos Bagdads ein. Vor kurzem gab es in Wien einen "Megastau", einen totalen Zusammenbruch des Verkehrs und alle Medien berichteten davon. Hier in Bagdad gibt es den Megastau jeden Tag. Gründe dafür gibt es mehrere: die wichtigste Ursache ist zweifellos die Tatsache, dass die Amerikaner im Zentrum von Bagdad ihre "grüne Zone" festungsartig errichtet haben. Sie umfasst einige Quadratkilometer und zwingt den Verkehr zu weiten Umwegen, eine wichtige Brücke über den Tigris ist für den normalen Verkehr gesperrt. Weitere kurzfristig verhängte Straßensperren, ausgefallene Ampelanlagen und Mangel an Verkehrspolizisten verschärfen das Chaos nur noch. Hilflos eingeklemmt zwischen unseren Koffern brüten wir in der Nachmittagshitze inmitten des Verkehrsinfarktes. Bagdad macht einen völlig verwahrlosten Eindruck. Abwässer in den Straßen, bestialischer Gestank, Müllberge überall. Der Mittelstreifen zwischen den Fahrbahnen ist in ganz Bagdad zur Müllhalde umfunktioniert. Auf der Abu Nawas Straße haben Obdachlose leere Geschäfte besetzt, ihre Unterkünfte machen den Eindruck von Gefängnissen, zwischen den Gittern der Rolläden gucken Kinder hervor.

Mein erster Besuch in Bagdad gilt der Österreichischen Außenhandelsstelle. Dort erwartet mich Faris, einer unserer Patienten. Er war im Vorjahr in Österreich wegen eines Lymphdrüsenkrebses behandelt worden, es geht ihm ausgezeichnet. Der nächste Patient wartet ebenfalls schon: Duriad, ein junger Mann mit einer unförmig aufgetriebenen Hand, eine angeborene Veränderung, die längst hätte operiert werden sollen. Sein Vater und er, sehr einfache und arme Leute aus Mossul, waren gestern um drei Uhr früh mit dem Bus weggefahren. Für die 300 km lange Strecke von Mossul nach Bagdad benötigten sie 14 Stunden. Die Amerikaner hatten die Straße stundenlang gesperrt. Duriad soll im September in Österreich operiert werden.

Frieden und Sicherheit – wann endlich?

Die Versorgungslage in den Spitälern ist schlecht, meinen die Ärzte. Eine Frau, die Medizin studiert hatte, den Beruf aber nie ausübte, sagte mir: Eine ernste Krankheit in Bagdad zu bekommen, bedeutet das Todesurteil. Die "Kemadia" (das zentrale Medikamentenlager, das das ganze Land beliefert) funktioniert noch sehr mangelhaft, im Gesundheitsministerium gibt es noch immer keine verlässlichen administrativen Strukturen. Von einem Insider hörte ich: Wenn Sie eine Medikamentenlieferung über das Gesundheitsministerium nach Basra schicken wollen, so können Sie davon ausgehen, dass nur 5 % in Basra ankommen. (Ich weiss, warum ich darauf bestehe, bei jeder Hilfslieferung in Basra anwesend zu sein – auch wenn es gefährlich für mich ist). Die Korruption hat ungeahnte Ausmaße angenommen, überall wo es möglich und unmöglich ist, werden unverschämte Geldforderungen gestellt, der Geldhunger vieler in Schlüsselpositionen ist offenbar unstillbar. Die Versorgung von chronisch Kranken ist kaum möglich und ein großes Problem stellt die Erstversorgung der vielen Verletzten dar, die ständig durch die Bombenattentate in die Spitäler kommen. Man käme mit den Operationen nicht nach und auch das Material reiche nicht. Ein beliebter Sport wäre derzeit das Kidnappen von Ärzten verbunden mit Lösegeldforderungen. 50.000 bis 100.000 Dollar würden für die durchschnittlichen Ärzte gefordert, bei bekannteren auch mehr. Das Ergebnis ist, dass unzählige Ärzte den Irak verlassen, was einer Katastrophe für die Versorgung der Bevölkerung gleichkommt, da bereits in den letzten Jahren unzählige hochqualifizierte Fachkräfte das Land verlassen hatten.

Die allgemeine Unzufriedenheit und der Groll gegen die Besatzungsmacht steigen zusehends. Die Iraker fühlen sich betrogen, statt Demokratie kam die Anarchie "hier macht jeder was er will". Man fühlt sich übergangen, wenig informiert, ja ausgeschlossen. Gibt es etwas, das sich verbessert hat in Bagdad, seit ich im November dagewesen bin, frage ich meinen Fahrer. "Nein", meint er nach kurzem Nachdenken, "mir fällt nichts ein, alles wird nur noch schlechter." Aber mir fällt etwas ein: mein Handy funktioniert in Bagdad und ich kann damit sogar nach Österreich telefonieren. Ob das Mobiltelefonnetz aber für die Iraker ein vordringliches Bedürfnis war, möchte ich dahingestellt lassen. Fragt man die Menschen hier, was sie sich am dringlichsten wünschen, so lautet die Antwort unisono: "Wir wollen endlich Frieden und Sicherheit haben". Noch nie habe ich gehört, dass ein Iraker gesagt hätte: Wir wollen unser Öl allein für uns haben, obwohl alle – ohne Ausnahme – davon überzeugt sind, dass ihr Öl gestohlen wird und wenn es Anschläge auf die Pipelines gibt und die Ölforderung für einige Tage unterbrochen ist, dann freuen sich selbst die friedliebendsten Iraker.

Am Abend des ersten Tages in Bagdad erhalte ich eine niederschmetternde Nachricht. An der jordanisch-irakischen Grenze war es zum Streit und sogar zu Handgreiflichkeiten zwischen irakischen und jordanischen Grenzbehörden gekommen. Daraufhin wurde niemand mehr abgefertigt und die Autos kehrten nach Amman zurück. Außerdem gelte die Straße zwischen Bagdad und Basra wieder als extrem unsicher (es gibt erneut Kämpfe in Falluja). Als unser LKW-Fahrer in Amman davon erfuhr, zog er sein Angebot, den Transport durchzuführen, zurück. Da saßen wir nun in Bagdad und waren an unseren Flug nach Basra gebunden, der nur zweimal wöchentlich durchgeführt wird. Wegen der unsicheren Lage wollten wir den 560 km langen Weg dieses Mal nicht mit dem Auto zurücklegen und eine Umbuchung kam nicht in Frage, denn wir mussten das Land vor dem 30. Juni verlassen. Wozu aber nach Basra fliegen, wenn unsere Güter nicht ankommen würden? Ich kenne kein Land auf der Erde, in dem Gerüchte so rasch entstehen und sich verbreiten, wie im Irak. Und das Gerücht, dass die jordanisch-irakische Grenze bis zum 5. Juli gesperrt wäre, hielt sich tapfer. Was tun? Warten ist die einzige Alternative.

"Das Leben in Bagdad ist miserabel …."

Den elektrischen Strom gibt es jeweils nur drei Stunden lang, während der nächsten drei Stunden ist man auf den Generator angewiesen. Der Generator ist der Lebensmittelpunkt für viele geworden, er ist Grund für Streitereien, aber auch für die Verbesserung von Nachbarschaftsbeziehungen. Irak ohne Lärm der Generatoren kann ich mir schon gar nicht mehr vorstellen. Meist kann mit dem Generator zwar die Beleuchtung und ein Kühlschrank betrieben werden, keinesfalls aber die Klimaanlagen. Und oft genug springt der Generator nicht an und dann wartet man vergeblich auf Strom. Die Leute sind verdrossen wegen der schlechten Stromversorgung, oft genug gibt es auch kein Wasser, wenn es keinen Strom gibt. Das wäre Teil der Strategie, meinen die meisten. Niemand glaubt, dass es nicht möglich gewesen wäre, die Stromversorgung des Landes zu sichern – schließlich hätte Saddam das in wesentlich kürzerer Zeit und unter schlechteren Voraussetzungen geschafft – nein, ein gedemütigtes, schwaches irakisches Volk, das mit dem bloßen Überleben beschäftigt ist, das wäre das Ziel der amerikanischen Politik. Solange die Lage instabil ist, solange die Sicherheitslage so schlecht ist, könne man ungehindert das Öl stehlen, denn niemand frage danach.

Ich füge mich in mein Schicksal und versuche, im heißen, stickigen Zimmer (Fenster kann man aus Sicherheitsgründen nachts nicht öffnen) zu schlafen. War es wirklich sinnvoll, zu diesem Zeitpunkt in den Irak zu kommen? – eine Frage, die mich in dieser Nacht noch lange beschäftigt. Das Knattern der Hubschrauber, die lange im Tiefflug über dem Gebiet kreisen, fördert nicht gerade meinen Schlaf in dieser Nacht.

18. Juni 2004

Am nächsten Morgen reißt mich eine Bombenexplosion aus dem Schlaf. Es folgen noch weitere. Dieser Tag stellt meine Geduld auf eine harte Probe. Es ist Freitag – das heißt muslimischer Sonntag – und ich kann mir also für heute keine Lösung des Problems an der Grenze erwarten. Trotzdem harre ich auf einen Anruf aus Jordanien. Man hat mich bestürmt, aus Sicherheitsgründen das Haus so wenig wie möglich zu verlassen und zumindest heute folge ich diesem Rat. Als wir dann doch kurz in ein nahegelegenes Internet-Cafe gehen müssen, trage ich ein Kopftuch und schweige in der Öffentlichkeit. Mein Fahrer, der uns im Internet-Cafe sucht, kann sich das Lachen nicht verbeißen, als er mich in meiner Verkleidung sieht. Immerhin meint er, ich wäre von einer Irakerin nicht zu unterscheiden. An diesem Tag bekomme ich ein wenig Ahnung, was es für die Iraker bedeutet, seit 15 Monaten mit dieser schlechten Sicherheitslage zu leben, was es heißt, mehr oder minder Gefangener in seiner eigenen Wohnung zu sein. "Wir verlassen das Haus nur, wenn wir müssen. Dort fühlen wir uns am sichersten" – einen Satz, den ich sehr oft höre in diesen Tagen. Viele Büros bleiben an mehreren Tagen der Woche geschlossen, weil sich die Angestellten fürchten, zur Arbeit zu fahren. Manche Stadtteile Bagdads sind bereits um 19 Uhr ausgestorben und wenn jemand um diese Zeit nicht zu Hause sind, sterben die Angehörigen fast vor Angst.

Und noch einen Satz höre ich sehr oft in diesen Tagen: "Warum bist Du gekommen? Für Dich als Ausländerin ist es viel zu gefährlich hier." Ich bekomme Besuche und ich telefoniere viel und so höre ich viele Geschichten an diesem Tag. Zum Beispiel wäre eine junge Frau auf der Straße mit Steinen beworfen worden und man hätte sie als Prostituierte bezeichnet – und das alles, weil sie kein Kopftuch trug. Geschichten hört man auch über die Folter in den Gefängnissen von direkt betroffenen Familien. Eines Tages hätten die Amerikaner eine Familie gefangen genommen, nach einiger Zeit wären die Frauen der Familie entlassen worden. Als sich herausstellte, dass eines der Mädchen schwanger war, nachdem sie im Gefängnis vergewaltigt worden war, wurde sie von ihren beiden Brüdern, die in einer anderen Stadt wohnten, getötet. Die Schande konnte nur mit Blut abgewaschen werden. In den Medien hätte man nur die harmlosesten der Bilder gezeigt, berichten die Leute. Man hat den Gefangenen das Essen ausgeteilt und sie damit auf die Toilette geschickt, dort wäre der richtige Platz für einen Iraker zum Essen. Ein Stammesführer wurde entkleidet, mit Damenunterwäsche versehen und den Mitgefangenen mit den Worten "Schaut euch euren Scheich an!" gezeigt. Was das für einen Scheich bedeutet, können wir nicht ermessen, denn die Ehre gilt ihm weit höher als das eigene Leben.

Ein Staat ohne Ordnungsmacht

Gewalt bestimmt das Leben der Iraker, bestimmt ihren Alltag. Die Sicherheitslage ist in der Tat dramatisch und die Gefahr ist immer dabei, wenn man sein Haus verlässt. Die Bombenanschläge, die man oft in der ganzen Stadt hört, sind Alltag, ebenso Mord, Raub, Entführungen, Erpressung, aber auch nervöse amerikanische Soldaten, die ungezielt um sich schießen – alles das hat im Laufe der letzten 15 Monaten stetig zugenommen. Der größte Fehler, der seitens der Besatzungsmächte begangen werden konnte, war die Auflösung der Polizei und des Militärs unmittelbar nach Kriegsende. Das so entstehende Machtvakuum wurde von kriminellen Elementen aufgefüllt. Den Plünderungen von Waffenlagern wurde tatenlos zugesehen, ebenso dem Verkauf von Waffen aller Art auf öffentlichen Plätzen. Als man damit begann, dies zu unterbinden, war es bereits viel zu spät. Heute sieht man in Bagdad Plakate, auf denen die Bevölkerung aufgefordert wird, sich bei Gewalttaten an die Polizei zu wenden, man wirbt um das Vertrauen der Menschen. Ich sah das Plakat überklebt mit einem Totenkopf und mit amerikanischen Flaggen bedeckten Särgen. Die neue Polizei besitzt keine Autorität.

Der irakische Regierungsrat, von den Amerikanern eingesetzt, genießt ebenfalls kein großes Prestige in der Bevölkerung. "Wir werden von 24 Räubern regiert" lautet die weitverbreitete Meinung, diese würden sich im Stehlen gegenseitig übertreffen. Die Gelder, die da verschwunden wären, hätten sich in astronomischen Höhen bewegt. Alle klagen über die Korruption, die ein ungeahntes Ausmaß erreicht habe. Nahezu alle meine Freunde in Bagdad wollen weg von hier. Sie hätten es wirklich versucht, sie wollten blieben, meinen sie, aber es ginge nicht mehr. Keine Arbeit, kein Geld, keine Hoffnung auf ein friedliches Leben. Australien, Kanada heißen die Ziele, wo sie ein friedliches und sicheres Leben für sich erwarten. Ich aber kenne auch die Tränen und das Heimweh derer, die in der Fremde sind.

Hin und wieder hört man aber auch Geschichten, die einem optimistisch stimmen: Vor einer Kirche war ein Sprengkörper explodiert und hatte ein Loch in die Fassade gerissen. Daraufhin kamen spontan Leute aus der Nachbarschaft, Christen und Muslime, mit Werkzeugen und Ziegel und gemeinsam wurde der Schaden wieder repariert. Auch das gibt es im Irak und vielleicht öfter, als wir hören.

Der Tag vergeht, keine Nachricht von der Spedition, keine Nachricht von der Grenze. Auch aus dem Außenministerium kann ich nichts Genaues erfahren. Ich befürchte mittlerweile, am Montag heimreisen zu müssen.

19. Juni 2004

Der nächste Tag ist Samstag und ich muß in eine pharmazeutische Firma fahren, um Infusionslösungen zu kaufen. In Basra gibt es nicht einmal mehr Kochsalzlösungen. Diese aus Österreich zu schicken, wäre Wahnwitz, denn die Transportkosten sind um ein Vielfaches höher als der Kaufpreis. Also bestelle ich 5000 Stück, man versichert mir, sie in den nächsten Tagen nach Basra zu schicken. Danach Besprechungen über die geleisteten Vorarbeiten für die Wasseraufbereitungs-anlage in Basra im Büro der durchführenden Firma. Planungsgespräche für ein neues Projekt zur Renovierung der Frühgeburtenabteilung im Spital in Basra, ein Kostenvoranschlag wird mir zugesagt. Dazwischen verbringe ich Stunden im Verkehrschaos, sehe Raufereien auf der Straße zu. Bei dieser Hitze und diesem Stau ist es nicht verwunderlich, wenn die Aggressionen leicht hoch gehen.

Nach Basra: ja oder nein?

Am Nachmittag höre ich dann aus kompetenter Quelle, dass die Grenzen bis zum 5. Juli aus Sicherheitsgründen geschlossen wären. Mein Entschluss ist gefasst, wir fliegen morgen nicht nach Basra. Zwei Stunden später plötzlich ein Anruf, die Grenzen wären doch offen und auch LKWs werden abgefertigt. Also doch nur ein Gerücht! Gut, dass mein Handy hier funktioniert: ich rufe in Amman an, es gibt noch keinen Fahrer und keinen LKW, aber man sei zuversichtlich. Na gut, dann fliegen wir morgen doch nach Basra!

Unser Freund, Dr. Mubdir, ist zu Beginn dieses Jahres gestorben. Eine Krebserkrankung hat ihn in wenigen Monaten hinweggerafft. Obwohl sich sein Haus in Al Dora befindet, das nicht gerade als sichere Gegend gilt und es schon 18 Uhr ist, möchte ich seine Frau kurz besuchen. Das Haus ohne ihn ist so leer, ich sehe ihn noch vor mir, damals vor einem Jahr, im Garten sitzend, seine Datteln betrachtend, die auf der selbst gepflanzten Palme reiften. Seine Frau ist verzweifelt, sie hat drei Söhne in der Schule bzw. auf der Universität. Das Haus, das er sich durch seine jahrelange Arbeit in Deutschland gebaut hat, wird sie wohl verkaufen müssen. Es ist 19 Uhr und höchste Zeit für mich zu gehen.

20. Juni 2004

Der Weg zum Flughafen am nächsten Morgen ist ein weiteres Abenteuer. Eine lange Autoschlange hat sich vor dem Checkpoint gebildet, alle, die am Flughafen arbeiten, erleben jeden Tag die gleiche Prozedur. Peinlichst genaue Kontrollen des Autos, Leibesvisitation. Die Hitze ist unerträglich, die Autoschlange hat sich in 20 Minuten nicht um einen Zentimeter vorwärts bewegt. Auf diese Weise werden wir unser Flugzeug nicht mehr erreichen. Ein Soldat, den ich unsere Identity-Cards zeige, erbarmt sich und schickt uns auf der Militärspur zum Checkpoint. Dort werden wir ziemlich unhöflich empfangen, eine Rückfrage erspart uns das neuerliche Einreihen am Ende der Warteschlange. Es sind keine Soldaten, sondern offenbar private Sicherheitsleute, die hier die Kontrollen durchführen. Endloses Warten auf dem schattenlosen Parkplatz, bis uns der Zubringerbus zum Flughafengebäude bringt.

Spiralstart in Bagdad, Spirallandung in Basra, man gewöhnt sich an – fast – alles. Drei andere Fluggäste befinden sich mit uns in der Maschine. Der Flughafen in Bagdad erinnert zumindest noch an einen Flughafen, in Basra ist das anders. Durch eine Hintertür betreten wir das völlig verlassene Flughafengebäude, ein Mann lotst uns, bis wir mitten auf der Straße unser Gepäck in Empfang nehmen können. Kein Mensch weit und breit, auch die drei Amerikaner, die mit uns flogen, sind verschwunden. Bashar und ich sind gleichermaßen betroffen. Das Flughafengebäude in Basra hat einen eigenen Charme, sein Baustil ist dem "Shenashil-Stil" der alten Kaufmannshäuser nachempfunden. Den Flughafen jetzt so zu erleben, macht uns beide traurig. Schließlich erscheint ein Angehöriger einer amerikanischen Sicherheitsfirma und bietet uns an, uns zum Checkpoint zu bringen. Von dort müssten wir selbst sehen, wie wir in die Stadt kämen. Am Checkpoint ist schließlich guter Rat teuer. Die Sonne legt hier noch ein wenig mehr zu als in Bagdad und als wir so verlassen da stehen, bin ich überzeugt, dass ich hier, wo kein Schatten weit und breit ist, nicht länger als eine Stunde überleben könne. Ein paar Leute lungern herum und betrachten uns neugierig. Schließlich wird Bashar mit einem von ihnen handelseins, dieser wird uns in die Stadt bringen. Auf dem Weg dorthin macht sich unser Fahrer Luft und meint: "Wir hier im Süden brauchen mehr als einen Saddam, einer ist für uns zu wenig! Saddam war die Medizin für dieses Volk, er kam mit diesem Chaos zurecht. Die Polizei ist machtlos, sie besitzt keine Kontrolle über die Leute, man kann sogar ungestraft einen Polizisten schlagen." Solche Worte im Süden des Landes zu hören, macht uns nachdenklich. Wie sehr leiden die Menschen unter dieser schlechten Sicherheitslage, dass sie sich den verhassten Diktator zurückwünschen? Gestern lag eine Bombe vor der Universitätsklinik, englische Soldaten konnten sie rechtzeitig entschärfen. Ein englischer Soldat und zwei Iraker wurden gestern umgebracht. Und unser Fahrer erzählt weiter: Der Stadtsenat würde nur aus Dieben bestehen, sie würden sich keinen Deut um die Bürger dieser Stadt kümmern, nur um ihre eigenen Geldtaschen. Seit Tagen findet deswegen eine Demonstration vor dem Ratshaus statt, die Leute lagern in Zelten vor dem Gebäude.

Straßen in Basra

Wir können auch dieses Mal im Haus des Erzbischofs wohnen. Gut, dass wir nicht auf ein Hotel angewiesen sind, Hotels gelten als extrem unsichere Aufenthaltsorte. Auch der Bischof hat viel zu erzählen. Seit 24 Tagen gibt es bereits kein Wasser in diesem Stadtteil. Der Bischof kauft das Wasser, das mit dem Tankwagen geliefert wird, jeden vierten Tag muss er dafür 30.000 Dinar bezahlen, das sind etwa 20 Dollar. Wiederholt wurde er bedroht, wiederholt erschienen Männer mit Kalaschnikows in den Händen und forderten Geld. Es blieb ihm nichts übrig, als diesen Forderungen nachzugeben. Der Kindergarten wurde einmal probeweise eröffnet, nach wenigen Tagen bereits gab es Drohungen, dass Kinder entführt werden sollten, und so hat der Bischof den Kindergarten geschlossen. Wenigstens die Armenapotheke funktioniert noch, wenn auch nur tagsüber. Abends kann sie nicht mehr geöffnet sein. Mehr als 50 Kinder sollen Anfang Juli ihre Erstkommunion feiern, jetzt in den Schulferien sollten sie täglich zum Unterricht kommen. Mehr als ein Drittel erscheint nicht zu diesen Stunden, da es für sie zu gefährlich ist. Und auch der Bischof meint fast vorwurfsvoll: "Warum bist Du jetzt gekommen?" Und er fügt hinzu, ich dürfe außerhalb des Hauses nicht als Ausländerin erkannt werden, wir sollten uns so wenig wie möglich draußen aufhalten und kein Taxi benützen. Bashar ist ebenfalls in großer Gefahr, da er mit einer Ausländerin unterwegs ist. Viel schlechter als vor dem Krieg, wäre die Lage, meint auch der Bischof. Er berichtet von dem verheerenden Bombenattentat im vergangenen April vor dem Polizeihauptgebäude. An diesem Tag starben in Basra 71 Menschen aufgrund der Anschläge. Ein Schulbus wurde getroffen und etliche Kinder starben auf der Stelle. Einige Mädchen überlebten und haben entstellende Verletzungen im Gesicht, fünf davon sind Mädchen aus dem Kirchenchor. Der Bischof möchte sie uns gemeinsam mit den drei muslimischen Kindern vorstellen, vielleicht könnten wir für sie plastische Operationen in Europa ermöglichen. Keine leichte Aufgabe, Behandlungsplätze für acht Mädchen zu organisieren.

21. Juni 2004

Am nächsten Tag bringt uns Father Boutrous zum Krankenhaus. Am Eingang wachen fünf Polizisten und wir werden aufgehalten und zum Direktor gebracht. Dessen Sekretär bricht in lautes Lachen aus, als sich Bashar vorstellt, er zeigt auf mich und meinte, dann müsse ich wohl Dr. Eva sein. Anscheinend ist meine Verkleidung nicht so schlecht. Wir gehen sofort auf "unsere" Abteilung, die Kinderkrebsstation. Die Glastür, die wir letztes Mal in Auftrag gegeben hatten, und die die Abteilung abtrennt, fällt uns auf. Und auch der Gestank dahinter. Probleme mit dem Abwasser durch den Ausfall der elektrischen Pumpen. Auch die Gasse vor dem Bischofshaus war gestern überflutet, ein Hund hatte sich auf dem verstopften Kanal niedergelassen, Kühlung suchend. Dr. Jenan ist nicht da, sie konnte eine Patientin nach Japan bringen und wird erst morgen zurückkehren. Aber Dr. Mohammed und Dr. Asaad sind überrascht und freuen sich sehr, uns zu sehen. Man hatte auf uns gewartet, aber doch nicht richtig geglaubt, dass wir kommen werden. Sie bedanken sich bei allen in Österreich und Deutschland, die es möglich machen, dass ihre kleinen Patienten überleben können. Es wäre das ein Zeichen der Freundschaft und Solidarität, gerade in dieser schwierigen Zeit, das in Basra nie vergessen werden wird. Und wieder hören wir Warnungen, ganz besonders vorsichtig zu sein.

Zainab, 10 Jahre und Ali, 9 Jahre, Patienten auf der Kinderonkologie

Die Abteilung hatte seit Kriegsbeginn kein einziges (!) krebshemmendes Medikament vom Gesundheitsministerium erhalten. Wenn unsere Hilfslieferungen nicht gewesen wären, wären ausnahmslos alle kleinen Patienten gestorben. Man ist ausschließlich von uns abhängig. Eine Aussage, die mich mit Sorge erfüllt. Wir erhalten kaum mehr Spenden, wie wird es weitergehen mit unserem Projekt nach dieser Reise? Diese Kinder brauchen uns, ihr Leben hängt davon ab, ob wir weiterhin helfen können. Auch hier hören wir, alles wäre schlechter als vor dem Krieg, die banalsten Sachen fehlen. Heute war der 20. Juni und seit Monatsbeginn hatte man neun neu diagnostizierte krebskranke Kinder aufgenommen. Die Abteilung platzt aus den Nähten.

Dr. Mohammed bringt mich zu einem zehnjährigen Mädchen, das vor Schmerzen wimmernd im Bett liegt, ein riesiger Tumor wölbt ihr Gesäß vor. Zainab ist der Name des Kindes und ihr Vater hatte seit Monaten seine ganze Hoffnung in mich gesetzt und gemeint, ich könne seine Tochter nach Österreich zur Behandlung bringen. Als ich das Kind und die Befunde sehe, ist mir klar, dass diese Hoffnung vergebens war. Das Kind ist in einem Zustand, in dem es die weite Reise von Basra nach Wien nicht überleben würde. Wie sollen wir das dem Vater beibringen? Wir verschieben das Gespräch, bis Dr. Jenan wieder da sein wird.

Nura und Zaid

Die achtjährige Nura, die die Anführerin der Kinderbande auf der Krebsstation im November war, kommt uns entgegengelaufen. Sofort hatte sie uns wieder erkannt. Nura ist schmäler geworden und hat tiefe Ringe unter den Augen, blaue Flecken übersäen ihre Arme. Leider höre ich von Dr. Asaad, dass ihre Behandlung nicht erfolgreich verlaufen ist. Als Nura im Vorjahr kurz nach dem Krieg erkrankte, konnten die Eltern sie nicht regelmäßig zur Chemotherapie bringen, der Weg galt als zu unsicher. Und so kam die Erkrankung wieder. Es tut weh, Nura anzusehen: ein quicklebendiges, hochintelligentes Mädchen, das ihre Dosierungen der Chemotherapie mit den Ärzten diskutiert, an allem und jedem interessiert ist. Leider gehört Nura zu denen, die von unseren Medikamenten nicht geheilt werden wird und auch für eine Knochenmarktransplantation in Österreich ist es zu spät. Wer kann es beweisen, dass Nura ein Opfer des Krieges ist? Niemand, und doch: Ihre Eltern konnten damals nicht zu ihren Behandlungen kommen und im Spital konnte sie nicht bleiben, da dieses chronisch überbelegt war. Nura wird sich in keiner Kriegsopferstatistik finden.

Aber wir hören auch Erfreuliches. Ich habe die Fotos vom letzten Mal mitgebracht und wir erfahren, dass es den meisten Kindern sehr gut geht. Hanin, Saad, Ali, Ahmed, Maha, Rana - sie alle sind gesund. Und auch Zainab, der Vierzehnjährigen, die in Österreich zur Behandlung war, geht es ausgezeichnet. Diese Nachrichten sind ein Lichtblick in diesen Tagen und bestätigen den Sinn unserer Arbeit. Das Spielzimmer, im November von uns eingerichtet, ist in tadellosem Zustand. Und auch die von uns renovierten und ausgestatteten Zimmer sind ordentlich, der Boden ist sauber. Ich hatte den Putzfrauen während meines letzten Aufenthaltes eine Aufbesserung ihres Gehaltes versprochen, wenn ich die Abteilung in zufriedenstellendem Zustand auffinden werde. Ich werde mein Versprechen einlösen.

Patientenzimmer auf "unserer" Station

Der Ambulanzwagen der Blutbank bringt uns an diesem Tag zurück zum Haus des Erzbischofs. Um 17 Uhr erreicht uns ein Anruf von Bashars Familie. Ramzy von der jordanischen Spedition versucht, uns zu erreichen. Er hatte einen Fahrer gefunden, aber nun steckt unser LKW an der irakischen Grenze fest. Man fordert 5000 Dollar und eine Importlizenz des Gesundheitsministeriums. Bashar und ich diskutieren heftig, wen wir um Hilfe bitten könnten, wen wir anrufen könnten. Aber wir können niemanden anrufen, weil weder das Festnetz noch das Handy funktioniert. Wir sind verzweifelt und hilflos, wie kann man in diesem Land leben? Wie halten die Leute das aus? Zwei Stunden dauert unsere Ungewissheit, bis wir aus Bagdad erfahren, dass Ramzy sich wieder gemeldet hatte. Er meinte, an der irakischen Grenze wäre eine Bande, die sich offenbar in die Taschen schaufeln will. Er hat mit 20 verschiedenen Leuten diskutiert und nun wäre man von den 5000 Dollar abgekommen, ein paar hätten sich mit 50 Dollar zufrieden gegeben. Die Bestätigung des Ministeriums verlange man noch immer. Er werde aber weiter verhandeln. Weiter hoffen…

Ein Vater von zwei kranken Kindern erzählt mir, dass eine seiner Töchter operiert werden solle. Aber sie wurde auf eine lange Liste gesetzt, denn es gibt nicht genug Narkosemittel in der Stadt. Diese wurden rationiert und jedem Chirurgen wurde nur eine Operation pro Woche zugesagt. Das ist wirklich schlimmer als es je war und ich kann es den Leuten nicht verdenken, dass sie nostalgische Gefühle für die Zeit vor dem Krieg entwickeln.

Zwei Entführungen gab es heute in unmittelbarer Umgebung. Ein junger Mann, dessen Vater ein Hotel besitzt, wurde mit seinem Fahrrad gestoppt und entführt. Er ist Christ. Bis jetzt gibt es keine Forderungen. Ein anderer, Vater zweier Kinder, wurde ebenfalls heute entführt und es wurden 10.000 Dollar Lösegeld verlangt.

Als ich dann spätabends schon im Bett liege, höre ich auf der Straße Gewehrsalven. Ich hoffe, dass Bashar die Klimaanlage eingeschaltet hat und die Schüsse nicht hört. Die ungewisse Lage im Land, v.a. jetzt vor der Machtübergabe, hat ihn unter große Spannung gesetzt. Gerüchte werden erzählt, dass Jordanien nun ein Visum von den Irakern verlange oder dass die Grenzen nun doch gesperrt werden, niemand dürfe das Land verlassen. Ich verstehe seine Ängste, denn zu instabil ist hier die Lage, als dass sie nicht jederzeit explodieren könnte. Mich stört an diesem Abend nur noch die Tatsache, dass ich mein Zimmer mit etlichen Kakerlaken teilen muss.

22.- 23. Juni 2004

Am nächsten Morgen erfahren wir aus Bagdad, dass die Verhandlungen an der Grenze erfolgreich abgeschlossen werden konnten und dass sich der LKW auf dem Weg nach Bagdad befände. Welche Freude, das zu hören! Beim Spitalseingang werden wir wieder von den Polizisten abgefangen. Ich muß hinter einen Vorhang, wo zwei Polizistinnen sitzen, sie wollen meinen Fotoapparat und fragen mich, ob ich aus dem Iran wäre. Mein Kopftuch tut seine Wirkung. Die beiden ersuchen mich, ein Foto von ihnen zu machen und kichern vor sich hin. Wir besichtigen die neuen Wassercontainer, die im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten für die Installierung der Wasseraufbereitungsanlage aufgestellt worden waren. Der Direktor hatte uns zuvor gesagt, dass alle gehofft hätten, diese Anlage käme noch vor dem Sommer. Das Trinkwasser im Spital ist sehr schlecht und nicht selten komme es vor, dass Kinder aus einem anderen Grund im Spital aufgenommen werden und dann an einer schweren Durchfallerkrankung sterben, weil sie sich mit dem verseuchten Wasser infiziert hatten.

Vier neue Wassercontainer und ein Fundament warten auf die Anlage aus Österreich

Auch Basra erstickt im Müll, hin und wieder sehe ich ein paar Arbeiter, die den aussichtlosen Kampf mit Handwägen gegen den Müll führen. Die Straßen sind in schlechtem Zustand. Es wimmelt von Polizisten, v.a. vor dem Polizeihauptgebäude, wo wir zweimal täglich vorbeifahren müssen. Hin und wieder sehe ich hier ein englisches Militärauto, ansonsten bekommt man die Soldaten nicht zu Gesicht. Das ist ähnlich wie in Bagdad, auch dort habe ich kaum Militär in den Straßen gesehen.

Wir können so wenig tun in diesen Tagen, so lange unser LKW nicht hier ist. Wir besuchen die Blutbank und stellen mit Freude fest, dass das Kühlgerät, das wir letztes Mal gebracht haben funktioniert und auch die Blutzentrifuge. Allerdings hat unser Plasmagefrierschrank wieder einen Defekt, er ist für diese Stromsituation einfach nicht gebaut. Kein Wunder, oft fällt der Strom alle drei Minuten aus und es dauert immer einige Zeit, bis sich der Generator einschaltet. Das bedeutet den Tod für jedes elektronische Gerät.

Der Krieg ist noch nicht zu Ende …

"Wir wollen keine islamische Regierung" – das hören wir häufig in diesen Tagen und wir hören auch, dass der schiitische Führer, Moktada al Sadr, kaum Unterstützung in Basra findet, auch wenn überall in den Straßen Bilder von ihm angebracht sind. Wir hören das von Akademikern und wir hören das von sehr einfachen Leuten. Nicht einmal ein Prozent der Bevölkerung würde al Sadr unterstützen. Ansonsten nützten alle, die in Machtpositionen sind, ihre Situation aus, denn sie wissen, dass sie diese Position nicht lange haben werden und so füllen sie ihre Taschen, so gut es geht – diese Meinung hört man immer wieder. Es wäre schon ähnlich, wie noch zu Saddams Zeiten, heißt es. Wenn man führende Leute von den politischen Parteien öffentlich kritisiere, wäre man sich seines Lebens nicht mehr sicher, ja ähnlich wie zu Saddams Zeiten könne man oft nicht einmal vor den Verwandten seine Meinung sagen. Ein Taxifahrer in Basra sagte uns: "Wenn heute Wahlen wären, ich würde Saddam wählen, auch wenn er gar nicht kandidiert." Eine Frau meinte: "Unter Saddam ist es uns viel besser gegangen." Es gäbe unzählige Diebe, v.a. in den politischen Parteien und in den religiösen Gruppen.

Selbst Dr. Jenan meint: "Der Krieg ist noch nicht zu Ende, für uns Iraker geht der Krieg weiter. Wir wagen uns kaum mehr auf die Strasse, wir haben Angst vor den Terroristen, wir haben Angst vor den Entführern, wir haben Angst vor den Kriminellen, wir haben Angst vor den Dieben." Und sie hat Angst, dass ich als Geisel genommen werden könnte und sie erzählt von zwei Deutschen, die im Mai als Geisel festgehalten wurden. Ihre e-mail, in der sie mich gebeten hatte, jetzt nicht zu kommen, hatte ich nie erhalten.

Wie zur Bestätigung dieser Ängste hören wir dann kurze Zeit später die Nachricht, dass zwei junge Frauen, sie waren Christinnen, von Unbekannten vor ihrem Haus erschossen wurden, als sie eben aus dem Taxi stiegen. Die beiden Schwestern hatten für ein US-Unternehmen am Flughafen von Basra gearbeitet. Die Köchin des Erzbischofs beginnt zu weinen und meint, sie sterbe jeden Tag halb vor Angst. Auch ihr Mann arbeitet auf dem Flughafengelände, aber: "Ist das ein Verbrechen? Was sollen wir denn tun? Wir müssen arbeiten, wir müssen unsere Kinder ernähren!"

Leid und Freude liegen so nahe beisammen hier: Am gleichen Abend wird im Haus des Bischofs eine Hochzeit gefeiert und Father Emad traut ein junges Paar, das sich im Kirchenchor kennengelernt hat. Im Hof wurden Sessel aufgestellt und nun versammeln sich hier etwa 70 Leute. Für jeden gibt es ein Stück Torte und ein Getränk. Es gibt keine Musik und kein Festessen. Über alledem liegt eine traurige Stimmung. "Wie bei einem Begräbnis" meint Bashar. Ich frage den Bischof danach und dieser meint, die Musik würde die Aufmerksamkeit der Nachbarn auf sich ziehen, was zu gefährlich wäre. Früher hätte man in Klubs oder Hotels gefeiert, das sei jetzt vorbei. In welche Zukunft blicken die beiden jungen Leute? Sie selbst haben den Frieden nie kennengelernt, werden es ihre Kinder tun? Kann der Irak zu einem friedlichen Land werden oder aber steuert er auf den Zerfall zu, auf den Bürgerkrieg? Die durchschnittlichen Iraker haben noch immer ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl, trotz der gegenläufigen Versuche, von denen wir gehört haben. Von den politischen Parteien werden ethnische und religiöse Zugehörigkeiten betont. Propaganda vermag vieles, das hat die Menschheitsgeschichte oft genug gezeigt.

Am gleichen Tag, es ist Mittwoch, der 23. Juni, erhalten wir um 22.30 Uhr einen Anruf aus dem Spital: Unser LKW ist dort angekommen. Nach den vielen Hin und Hers der letzten Tage können wir es kaum fassen. Heute stören mich nicht einmal mehr die Hubschrauber, die nachts um das Stadtviertel kreisen.

24. Juni 2004

Der Irak – ein verlorenes Land

Am nächsten Tag können wir nicht auf Father Boutros warten, der uns zum Spital führen soll. Wir müssen – entgegen dem Anraten aller – ein Taxi nehmen, um zum Spital zu kommen. Der Polizist beim Eingang meint, er müsse es seinem Vorgesetzten mitteilen, wann wir uns im Spital befinden. Eine Maßnahme, die unserer Sicherheit diene. Der Fahrer des LKW wartet schon auf uns und es beginnen lange Verhandlungen, bei welchem Tor des Spitals die Entladung erfolgen soll. Eines der Tore auf der Rückseite ist versperrt und niemand weiß, wer den Schlüssel hat. "Der Irak ist ebenso verloren wie dieser Schlüssel" meint Dr. Mohammed. Fünf Polizisten umgeben uns, einer mit einer Maschinenpistole, als endlich die Plombe des LKWs aufgebrochen wird und die Entladung beginnen kann. 24 Paletten mit einem Gesamtgewicht von fast 6 Tonnen sind zu entladen, alles händisch, denn es gibt keinen Hubstapler. Fünf Arbeiter wurden dafür bestimmt. In der sengenden Hitze ist das wahrlich kein Vergnügen. Wir stehen dabei und beaufsichtigen das Ganze und leiden ebenfalls unter der Hitze, auch wenn wir nicht arbeiten müssen. Die Hitze des Bodens durchdringt selbst die Schuhsohlen. Ich frage die Polizisten – alles sehr junge Männer – ob sie diesen Beruf auch schon früher ausgeübt hätten und alle verneinen. Welche Ausbildung sie denn erhalten hätten? Eine dreißigtägige Schulung hätten sie gehabt. Ob das denn genüge, um Polizist zu sein? Nein, aber es wäre ein wichtiger Beruf. Ob sie wohl Angst hätten? So viele Polizisten sterben in Ausübung dieses Dienstes? Nein, sie hätten keine Angst, in einer sehr kritischen Zeit würden sie dazu beitragen, einen Rechtsstaat zu schaffen. Nicht alle Polizisten denken so. Die Amerikaner hatten jeden akzeptiert, der sich beworben hatte, der einzige Ausschlussgrund war eine frühere Mitgliedschaft bei der Baath-Partei. Selbst 16jährige wurden genommen, Kenntnisse wurden nicht verlangt und die politischen Parteien übten großen Druck auf ihre Mitglieder aus, Polizisten zu werden. Ich erinnere mich an eine Erzählung, die ich in Amman gehört hatte und die in Basra passiert ist: Polizisten im Einsatzwagen hatten einen Angehörigen des Mannes entführt, der uns diese Geschichte erzählte.
Ankunft des LKWs mit unseren Hilfsgütern

Am frühen Nachmittag ist dann alles abgeladen, die Arbeiter erhalten ihre Entlohnung und nun beginnt für uns die eigentliche Arbeit. Zunächst einmal müssen wir im Lager alle Kartons sortieren, was wieder einige Stunden in Anspruch nimmt. Die Polizisten bieten sich an, vor dem Lagereingang zu wachen, wir lehnen ab. Mustafa, ein achtjähriger Junge, kommt mit seinem Vater. Für Mustafa haben wir einen Behandlungsplatz in Österreich. Er leidet an angeborenen Veränderungen der Blutgefäße im Darm und hat chronische Blutungen. Pro Woche braucht er mindestens zwei Blutkonserven, seit Jahren kommt er zweimal pro Woche ins Spital. Wir hoffen, diesen Zustand bald beenden zu können.

Am Abend kehren wir sehr zufrieden in das Bischofshaus zurück, wir wissen alle unsere Hilfsgüter in Sicherheit. Unsere Freude wird bald durch eine Erzählung des Bischofs getrübt: am heutigen Tag sind mehr als 90 Iraker bei einer Serie von Anschlägen und Kämpfen gestorben, mehr als 300 Menschen wurden verletzt, in Mossul wurden sieben Polizeistationen überfallen. Plötzlich wird es dunkel im Haus, nach einigen Minuten hören wir zwar den ohrenbetäubenden Lärm des Generators, trotzdem gibt es keinen Strom. Binnen kurzem ist es unerträglich heiß in den Zimmern und wir warten bei Kerzenschein, ob es heute wohl noch Strom geben wird. Die US-Luftwaffe hat heute bei mehreren Angriffen im ganzen Land insgesamt 14 Bomben abgeworfen. Dr. Jenan hat recht, der Krieg geht weiter …Am gleichen Tag sagt der US-Präsident George W. Bush in einem Interview: Die Welt sei "wegen der Entscheidungen, die ich gemeinsam mit anderen getroffen habe" in einer besseren Lage. Die Politik seiner Regierung sei es, "Frieden und Sicherheit zu verbreiten". Dazu erübrigt sich jeder weitere Kommentar, wenn man den Irak in diesen Tagen hautnah erlebt und mitansieht, wie sehr die Menschen unter der schlechten Sicherheitslage leiden, ohnmächtig in eine düstere Zukunft blickend.

25. Juni 2004

Der nächste Tag ist Freitag, heute am Feiertag können wir wohl nicht allzu viel von unseren Aufgaben erledigen. Zunächst besuchen wir die Frühgeburtenabteilung, die wir – hoffentlich – gemeinsam mit dem österreichischen Außenministerium und mit Caritas Österreich – renovieren werden können. Diese Abteilung ist in einem unbeschreiblichen Zustand, Feuchtigkeit und Schimmelpilzbildungen an den Wänden, viel zu wenig Betten in den Zimmern. Welcher Unterschied zu "unserer" Krebsstation! In den Betten liegen 2-3 Kinder, die Mütter lagern auf dem Fußboden. Es gibt keine Klimaanlage auf dieser Abteilung, die Temperaturen, die in den Zimmern herrschen, kann man sich nicht vorstellen. In den Inkubatoren liegen häufig 2-3 Neugeborene. Im Monat Juli gäbe es jedes Jahr 10-15 Frühgeburten pro Tag, die alle auf dieser Abteilung versorgt werden müssen, aber nicht nur das. Diese Abteilung ist die einzige Frühgeburtenabteilung der gesamten Südregion. Für 40 Patienten gibt es eine Krankenschwester. Der Schwesternmangel im Irak ist eklatant, die Familien tolerieren nicht, dass eine Frau Nachtdienste macht und so viel Kontakt mit anderen Leuten hat. Man versucht, männliches Personal für diesen Beruf zu finden – und scheitert damit. Ich beobachte eine Putzfrau, die Art und Weise, wie hier der Boden gereinigt wird, würde die Hygienebeauftragten in unseren Spitälern in den Wahnsinn treiben. Im ganzen Spital mangelt es an Reinigungs- und Desinfektionsmittel.

Wir verbringen den Tag damit, unsere Geräte auszupacken und uns selbst damit wieder vertraut zu machen, so dass wir morgen die Einschulung vornehmen können. Nur wenig Zeit werden wir dafür haben, der EKG-Monitor, das Mikroskop und der Computer bereiten uns kaum Sorgen, wohl aber das Blutanalysegerät. Es ist schon 19 Uhr, als wir das Spital verlassen. Eine eigenartige Unruhe liegt heute über der Stadt, es wimmelt von Polizisten in den Straßen (Basra hat 11.000 Polizisten!). Wir müssen wieder einmal eine Umleitung fahren, weil die Hauptstraße gesperrt ist. Vor der Sperre etliche Polizisten mit dem Maschinengewehr im Anschlag, auf uns gerichtet. Der Weg führt vorbei an ärmlichen Häusern, der Müll türmt sich in den Straßen. Das Bischofshaus liegt im Dunkeln, die Stromausfälle häufen sich. Das Dunkel macht alles nur noch unheimlicher. Bashar muss ein Kabel für den Drucker besorgen, den wir für das Spital gekauft haben, er bleibt ungewöhnlich lange weg und ich habe Angst um ihn. Ich muss in der Zwischenzeit einige kranke Kinder begutachten und dann möchte mich der Bischof noch zu einer Familie führen, die einen kranken Jungen hat. Wir werden zu Fuß dorthin gehen und der Bischof meint, ich möge in der Mitte zwischen ihm und Bashar gehen. In der Wohnung der Familie gibt es keinen Strom und bei Kerzenlicht sehe ich mir die Röntgenbilder und die Befunde des Kindes an. Auf dem Rückweg zeigt uns der Bischof eine Stelle, an der eine Autobombe explodierte. Einem Mann wurde durch die Autoscheibe der Kopf abgetrennt, auf der anderen Straßenseite starb ein Obstverkäufer. Während er im Todeskampf lag, stahlen einige Männer das Obst, das er aufgeschichtet hatte. "Was ist mit unserem Volk bloß geschehen?" fragt Bashar traurig. Inzwischen verkauft ein anderer das Obst auf dieser Stelle. Die leeren Bananenschachteln stehen noch da. An der Straßenecke sitzen zwei Männer auf dem Boden, sie verkaufen illegal Alkohol, wie wir erfahren.

Heute gab es wenig Bombenanschläge im ganzen Land, im großen und ganzen war es ein ruhiger Tag, meint der Bischof. Fast beunruhigend, denn die Leute fragen sich, ob das die Ruhe vor dem Sturm sei. Man redet davon, dass am 30. Juni unzählige Anschläge stattfinden werden. Erst am nächsten Tag wird bekanntgegeben, dass bei einem US-Luftangriff in Falluja am 25. Juni mindestens 20 Menschen getötet wurden.

26. Juni 2004

Mit gemischten Gefühlen fahren wir heute ins Krankenhaus. Wir haben so viel zu erledigen, wie sollen wir das bloß schaffen? Beladen mit Computer, Drucker, mehreren Bedienungsanleitungen und vielem anderen kommen wir im Spital an. Während Bashar dafür sorgt, dass die Blutbeutel zur Blutbank gebracht werden und das Hämatologiegerät ins Labor, bespreche ich mit Jenan die Fälle, die für eine Behandlung in Frage kämen. Der Vater von Zainab kommt und wir müssen ihm beibringen, dass wir sein Kind nicht nach Österreich bringen können. Es ist einfach zu krank. Er versucht, tapfer zu sein und ist trotz alledem überaus freundlich. Er meint, jetzt sei ihm klar, dass sein Kind nicht geheilt werden kann, aber er bedanke sich sehr für alles, was wir hier für die Kinder tun. Sein Kind werde sterben, das wisse er, aber andere können leben und das dank unserer Hilfe. Mir krampft sich das Herz zusammen, von dort wo ich stehe, kann ich das jammernde Kind im Bett sehen, die Hoffnungslosigkeit des Vaters, aber zugleich auch dessen Würde.

Die Putzfrauen erhalten ihren Zusatzlohn und wenig später sehen wir sie, wie sie mit Begeisterung die Glastüre reinigen. Sie haben nur Wasser, es gibt keine Reinigungsmittel. Wir eilen über die Gänge zum Labor. Eine Frau kommt uns entgegen, laut schreiend mit einem leblosen Bündel in den Armen. Es ist ihr totes Kind, eingewickelt in Tüchern. Ich erinnere mich, dieses Bild täglich gesehen zu haben während dieses Aufenthaltes. Im Sommer sterben unzählige Kinder an Durchfällen.

Installation der Geräte

Es ist schon mittags, als wir endlich unsere Arbeit im Labor beginnen können. Wir packen das Hämatologiegerät aus, das von IPPNW Deutschland finanziert wurde und sehen uns zweifelnd an. Wir hatten eine Schulung in Wien an dem Gerät, aber die war schon vor drei Monaten. Werden wir das Gerät in Funktion setzen können? Wir arbeiten konzentriert und haben trotzdem unseren Spaß, v.a. mit unserem Aufpasser, der uns offenbar zugeteilt worden war und der jetzt im Hintergrund schläft. Nach drei Stunden Arbeit läuft das Gerät tadellos und die Schulung kann beginnen. Bashar hat verständnisvolle Schülerinnen. Ganz unbekannt ist ihnen das Prinzip des Gerätes nicht. Das Spital hatte ein ähnliches Gerät als Spende von Kuwait erhalten, allerdings war dieses schon 17 Jahre alt und man konnte nur solange arbeiten, als die Reagenzien dafür vorhanden waren. Die wurden nur für wenige Wochen zur Verfügung gestellt. Um 18 Uhr ist die Einschulung beendet und wir gehen noch auf die Kinderonkologie, wo Bashar den Computer installieren wird. Es gibt jetzt Internet im Spital, aber die Benützung ist den Ärzten nur bis 13 Uhr erlaubt. Keiner der Ärzte hat allerdings vormittags Zeit, sich am Internet fortzubilden, was eine dringende Notwendigkeit wäre. Erinnerungen an die Zeiten vor dem Krieg tauchen auf, auch da war die Benützung des Internets sehr eingeschränkt möglich.

Es ist fast 20 Uhr, als wir zurück ins Bischofshaus fahren, wo wieder Patienten auf uns warten. Darunter ein Mann, der im letzten Jahr zwei seiner Kinder verloren hat. Nun braucht ein weiteres Kind eine Operation, es leidet an Sichelzellanämie und die Milz soll entfernt werden. Ihm fehlen 70 Dollar für die Operation, er wird sie am nächsten Tag von uns erhalten. Der Bischof hatte gemeint, ich solle ihn besser unmittelbar vor unserer Abreise bestellen, ansonsten könne es für uns gefährlich werden. Wenn der Mann erzählt, dass er Geld erhalten hat, dann könnten andere mehr Geld hier vermuten. Es ist nicht leicht, hier zu helfen. Zum Beispiel kenne ich mehrere Leute in Österreich und Deutschland, die gerne ein Kind in Form einer Patenschaft unterstützen möchten. Regelmäßig Geld zu empfangen kann für die Betroffenen selbst gefährlich werden, wenn es bekannt wird und für uns noch mehr, wenn wir hier sind.

Wir sind erleichtert, wir haben unsere Arbeit getan – nicht so selbstverständlich unter diesen Umständen. Wir haben alles erledigt in der vorgesehenen Zeit, obwohl der LKW um einen Tag später ankam. Auch die Infusionen aus Bagdad sind angekommen. Die Tage waren dicht gedrängt. Seit Tagen hatte ich keine Gelegenheit, mich in Wien zu melden, wahrscheinlich hält man uns schon für gefangen oder gar tot. Unser Gepäck ist sehr leicht geworden, es gibt nicht viel zum Packen für uns am Vorabend unserer Abreise.

27.- 28. Juni 2004

Unser letzter Tag in Basra ist angebrochen. Heute abend schon werden wir Amman sein. Wirklich? Ich kann es mir kaum vorstellen, nicht mehr im Chaos zu leben. Die Tage waren so voller Eindrücke, dass es mir viel länger vorkommt als eine Woche. Noch immer haben wir niemanden, der uns zum Flughafen bringen kann, der Bischof schätzt die Strecke als sehr gefährlich ein. Wir fahren zum Spital, entschließen uns aber dann doch, zuerst die Blutbank aufzusuchen. Der unermüdliche Einsatz des Direktors, Dr. Ala, hat Früchte getragen, die Blutbank ist nun in einem passablen Zustand. Es fehlt zwar noch an vielem, aber es wird gute Arbeit hier geleistet.

Wir gehen hinüber ins Spital und suchen das Labor auf. Unter unserer Aufsicht starten die Laborantinnen das neue Gerät und beginnen mit der Qualitätsanalyse. Wir hatten gute Schülerinnen, es scheint, dass sie die Einschulung verstanden hatten. Die Leiterin des Krankenhauslabors, Dr. Alia, erzählt mir, wie dankbar alle wären für dieses Gerät. Bis jetzt hätte man alle Blutbilder im Mikroskop ausgezählt, eine elende Arbeit, wie mir noch aus meinen Nachtdiensten im Kinderspital in Wien in Erinnerung ist. Durchschnittlich 150 Blutbilder sind es täglich, das Spital hat eine hohe Ambulanzfrequenz. Dr. Alia meint, die Ärzte würden ein Blutbild nur anordnen, wenn es wirklich unumgänglich ist und so zeigen praktisch alle Blutbilder abnorme Ergebnisse. Und sie erzählt mir noch etwas, das mich wirklich erschüttert: oft sähe sie Hämoglobinwerte von 3 g/dl (Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff), ein Wert, der kaum mehr mit dem Leben vereinbar ist. Der Grund: schwerer Eisenmangel aufgrund schwerer Mangelernährung. Ein Kilogramm Fleisch kostet 6000 Dinar, das sind immerhin 4,5 Dollar. Sie selbst hätte früher 3000 Dinar monatlich verdient. Ihr Verdienst wäre jetzt ganz gut, meint sie, aber die Arbeitslosigkeit liegt in Basra bei 70 % und diese Leute könnten sich kein Fleisch kaufen. Die Armut sieht man nicht in den Straßen, wo die Geschäfte durchaus viele Waren anbieten und die Tatsache, dass man Satellitenantennen auf den Häusern sieht und manche Leute mit Handys, verdeckt die wahre Armut nur. Die bettelnden Frauen, die Kinder, die Plastiksäcke oder Nüsse an die Autofahrer verkaufen, sie sind ein Zeichen dafür, was sich hinter den zerfallenen Häusermauern abspielt.

"Wir schaffen es alleine nicht …"

Noch ein kurzer Besuch auf der Kinderonkologie, einige Abschiedsfotos. Jenan meint, ich möge gut auf mich aufpassen, die Kinder hier in Basra würden mich brauchen. Sie dankt allen, die mitgeholfen haben und sie bittet, sie jetzt nicht zu verlassen. "Wir wissen, dass bei Euch im Westen kaum jemand weiß, wie es uns hier wirklich geht. Wir können es allein nicht schaffen, wir brauchen Eure Hilfe!" Sie meint, sie hätte Angst vor der Zukunft. Es gibt Gerüchte, dass es am 30. Juni in Iraks großen Städten massivste Anschläge geben wird. "Wer weiß, was noch alles auf uns zukommt, was unser Volk noch erleiden muss…." Der Abschied ist kurz, wir müssen uns beeilen, wir sollten eigentlich schon zurück im Bischofshaus sein. Der Direktor hatte auf Ersuchen von Dr. Jenan angeordnet, dass uns ein Ambulanzwagen des Spitals zum Flughafen fahren sollte, das wäre die sicherste Transportmöglichkeit. Also fahren wir im Rettungsauto zunächst zum Haus des Bischofs, zwei Männer und ein mit Maschinenpistole bewaffneter Polizist begleiten uns.

Die kleine Alia ist – fast – schon gesund

Zurück im Haus des Erzbischofs erwartet man uns schon. Es sind weitere drei Mädchen, die im April bei dem großen Anschlag verletzt worden waren. Zwischen 14 und 17 Jahren sind alle diese Mädchen alt und ihr Leben ist zerstört durch die entstellenden Gesichtsverletzungen. Ob sich die Attentäter je vorstellen können, welches Leid sie über unzählige Unschuldige bringen? Wir hören in den Medien auch immer nur: soundsoviele Tote – da hören wir noch hin, bei den Hunderten Verletzten schon nicht mehr. Was aber bedeuten diese Verletzungen für ein ganzes Menschenleben! Ich hoffe, dass wir diesen Mädchen helfen können. Wir dokumentieren also ihre Verletzungen in aller Eile und verabschieden uns. Mit Folgetonhorn geht es in Richtung Flughafen. Die Straßen Basras sind verstopft und unsere Begleiter sind sich über die Straße zum Flughafen nicht so ganz einig. Also fahren wir eine geraume Zeit auf der Autobahn Richtung Norden, bis dem Fahrer auffällt, dass der Flughafen links hinter uns liegt. Wir müssen umkehren, aber wir schaffen es rechtzeitig, zum Checkpoint zu kommen. Dort müssen wir erst einen Sicherheitsbeamten anrufen, der im Flughafengebäude arbeitet. Nachdem wir eine halbe Stunde in der prallen Sonne auf ihn gewartet haben – es gibt keinen Schatten und man könnte meinen, der ganze Himmel bestehe nur aus Sonne – bringt er uns zu dem verlassenen Flughafen. Es ist nicht so einfach, den Weg zum Flugzeug zu finden. Start im Spiralflug, Landung im Spiralflug in Bagdad, neuerlicher Start im Spiralflug und am späten Nachmittag landen wir in Amman und damit in einer anderen Welt. In einer Welt, in der der elektrische Strom, das Leitungswasser und das Telefon Selbstverständlichkeiten sind, an die niemand einen Gedanken verschwendet, in einer Welt, in der wir auf die Straße gehen können ohne Angst zu haben, einem Gewaltakt zum Opfer zu fallen, in einer Welt, in der ich jederzeit mit jedem Winkel der Erde in Verbindung treten kann. Aus dem Internet erfahre ich an diesem Abend, dass heute ein Flugzeug über dem Flughafen Bagdad beschossen wurde, ein Mann starb. Nur kurze Zeit später sind wir in Bagdad gelandet.

Am nächsten Tag fliegen wir nach Wien und erfahren, kaum angekommen, dass heute, am 28. Juni die Machtübergabe an die Iraker erfolgte, zwei Tage früher als angekündigt angesichts der anhaltenden Gewalt im Land. Erwarten sich die Iraker davon eine bessere Zukunft? Die meisten derer, mit denen wir gesprochen haben, sehen die Zukunft düster, haben jeden Optimismus verloren und tatsächlich ist, objektiv gesehen, die nunmehr behauptete "Souveränität" Iraks ein schlechter Witz, solange die Besatzungstruppen im Land bleiben (und deren Zahl sogar noch erhöht wird) und die weitere politische und wirtschaftliche Entwicklung des Landes durch Erlässe bestimmt wird, die der bisherige Statthalter, Paul Bremer, formulierte (der noch am gleichen Tag das Land verließ). Wie souverän kann ein Land unter Besatzung sein? Es ist zu fürchten, dass auch diese irakische Übergangsregierung nicht ausreichend Rückhalt in der Bevölkerung finden wird, für die – fast – unmögliche Aufgabe, diesem Land Sicherheit und Frieden zu geben. Eine amerikanische Botschaft mit 3000 Mitarbeitern im Zentrum von Bagdad wird diese Aufgabe auch nicht gerade leichter machen. In seiner Abschiedsrede sagte Paul Bremer: "Ich bin froh über das, was erreicht worden ist und überzeugt, dass die irakische Zukunft voller Hoffnung ist." Wenn Paul Bremer über das Chaos, das er hinterlässt, froh ist, dann spricht das für sich selbst und woher er die Hoffnung für die Zukunft hernimmt, ist mir unbegreiflich. Von den Irakern jedenfalls nicht. Etwas hat er vergessen hinzuzufügen: Von 20,5 Milliarden Dollar an Staatsgeldern, die vor allem aus Öleinnahmen stammen, hat die US-Zivilverwaltung 17,6 Milliarden bereits gebunden oder ausgegeben. Es gibt keine Transparenz, was mit diesem Geld geschah. Ganze 2,9 Milliarden sind noch für die irakische Übergangsregierung übrig. Viel ist das nicht für den Wiederaufbau des Landes.

Für diesen Bericht habe ich als Titelfoto ein Bild gewählt, das vor wenigen Wochen um die Welt ging. Es zeigt einen irakischen Gefangenen im Gefängnis von Abu Ghraib, an elektrische Leitungen gebunden, auf einem Podest stehend. Dieses Bild spricht eine überdeutliche Sprache und ist für mich Sinnbild für das gequälte, geschundene und getretene irakische Volk. Ein Volk, das in seiner Vergangenheit unsäglich gelitten hat und weiter leidet, eine Generation, die drei Kriege erleben musste und 12 Jahre Sanktionen, ein Volk, das dafür büßen muss, dass es auf einem Meer von Erdöl schwimmt und das dafür zerrieben wird als Spielball der Mächtigen. Ein Volk, dem Demokratie versprochen wurde und nun neben Besatzung das Chaos erlebt. Die Lage im Irak ist desolat und für die meisten Iraker, die nach dem Sturz des diktatorischen Regimes Hoffnung geschöpft haben, ist nur mehr die Verzweiflung geblieben. Ich weiß nicht, welches Verbrechen dieser Mann auf dem Bild begangen hat und warum er im Gefängnis war, aber in diesem Bild vermittelt er die ganze Tragödie dieses Volkes. Ein Volk, das eine reiche Kultur besitzt, mit äußerst liebenswerten und begabten Menschen und das in einem irdischen Paradies leben könnte, wenn nicht …

Auch wir blicken sorgenvoll in die Zukunft, denn zur Zeit erhalten wir kaum mehr Spenden für die kranken Kinder in Basra. Wir haben so vieles erreicht, wir konnten vielen helfen, aber es ist wichtig, mit dieser Unterstützung fortzufahren, solange es notwendig ist. Wir haben bewiesen, dass es auch in dieser schwierigen und gefährlichen Zeit möglich ist, im Irak direkt zu helfen. Wir haben fast 6 Tonnen Hilfsgüter aus Österreich gebracht, wir haben 2,5 Tonnen in Bagdad eingekauft. Um die ordnungsgemäße Verwendung zu sichern haben wir uns fast zwei Wochen im Irak aufgehalten. Dieser Hilfstransport war nicht leicht zu organisieren und durchzuführen. Die Bedingungen waren schwierig, aber wir sehen auch den Erfolg und die Früchte unserer Arbeit. Im Herbst werden wir die Wasseraufbereitungsanlage im Spital in Basra installieren und in einigen Monaten sollten wir wieder eine Hilfslieferung nach Basra bringen. Drei Patienten warten auf grünes Licht von uns, um zur Behandlung nach Österreich zu kommen (ihre medizinische Behandlung ist gesichert). Acht junge Mädchen mit Gesichtsverletzungen setzen ihre Hoffnung in uns. Unsere Geldmittel sind fast erschöpft, und wenn Aladins Wunderlampe nicht erlöschen soll, braucht sie dringend Brennstoff. Wir möchten gerne weiterhelfen, aber wir brauchen Ihre/Eure Unterstützung. Ich danke allen, die diesmal mitgeholfen haben und eine Hilfslieferung im Wert von Euro 150.000 ermöglicht haben und damit Leben und Hoffnung geschenkt haben. Und ich bitte alle, die unser Projekt in den vergangenen Jahren unterstützt und damit "Aladins Wunderlampe" ihre Leuchtkraft gegeben haben, auch weiterhin an die kranken Kinder in Basra zu denken.

Wien, am 17. Juli 2004 Dr. Eva-Maria Hobiger

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Die "ML Frau des Jahres 2003

Im Einsatz für die Menschlichkeit


Wir erbitten Ihre Spenden auf folgende Konten:

Bank Austria Creditanstalt Wien (BLZ 12000)
Konto Nr. 0055-52880/03 "Kinder im Irak"

bzw. in Deutschland:

Hypo Vereinsbank AG München (BLZ 700 202 70)
Konto Nr. 665 821 595 "Kinder im Irak"

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