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Massaker von Haditha (19. November 2005)
Überblick über ein Kriegsverbrechen |
SPIEGEL 20.10.2007 BBC, 20.10. 2007 Naomi Spencer, WSWS, 11.10. 2007 Rainer Rupp und Rüdiger Göbel, junge Welt, 31.05.2006 Rüdiger Göbel, junge Welt, 01.06.2006 2500
Dollar Schweigegeld taz, 30.5.2006 Christian Wernicke Süddeutsche Zeitung, 31.05.2006 Süddeutsche/ap/dpa v. 31.05.2006 Andreas Grünwald, junge Welt, 07.06.2006 Tim
McGirk,
TIME-Magazine, 19. 3. 2006 Eric SCHMITT und David S. Cloud, New York Times (NYT) vom 8.7. 2006 Washington Post, 6.1.2007 Weitere Massaker Kate
Randall, WSWS, 8 10.2007 Kate Randall, WSWS, 1.10.2007 Blackwater mercenaries’ record of murder in Iraq Kollektivstrafen und Racheaktionen ROBERT
FISK, Counterpunch, 3.6.2006 Freace,
11.12.2006 Dahr Jamail u. Ali Al-Fadhily, IPS, 9.12. 2006 Freace, 11.12.2006 Dahr Jamail and Ali al-Fadhily, IPS, 18.9. 2006 Dahr Jamail t r u t h o u t | Perspective, 30.5. 2006 Bill Van Auken, WSWS, 21.6. 2006 Kate Randall, WSWS, 3.6. 2006 Kate
Randall, WSWS, 6 6.2006 Steven Harris, Aljazeera, 20.7.2006 |
Als Vergeltung für den Tod eines Kameraden, töteten US Marines Corps am 19. November 2005 in der irakischen Stadt Haditha 24 unbewaffnete irakische Zivilisten, darunter darunter neun Frauen, fünf Kinder sowie einen älteren einbeinigen Mann im Rollstuhl. Sie wurden willkürlich erschossen bzw. durch Handgranatenwurf getötet. Zuvor hatte eine auf der Straße platzierten Sprengsatz ein Fahrzeug eines Konvois zerstört und ein US-Soldat, der Obergefreite Miguel Terrazas, getötet. Die beteiligten US-Soldaten der „Kilo-Kompanie“ des 3. Bataillons des 1. Marineinfanterieregiments behaupteten der US-Konvoi wäre sofort im Anschluss unter Feuer genommen worden; Anwohner bestreiten dies. Nach Angaben der Marines versuchten die Angreifer (Fahrer und vier Passagiere) in einem Taxi zu flüchten und wurden dabei erschossen; Anwohner behaupten, sie seien aus Rache exekutiert worden. Im offiziellen Bericht der Marines heißt es, dass 15 Iraker direkt bei der Explosion der Bombe umgekommen und acht weitere in Feuergefechten gefallen seien. Diese Darstellung gilt heute als widerlegt.: Es gibt zahlreiche ähnliche Vorwürfe von irakischer Seite. In Haditha hatte der irakische Journalismusstudent Taher Thabet, der am 20.11. Videoaufnahmen in Haditha machte, das Glück, dass im Januar 2006 das TIME-Magazine sich seiner Bilder annahm. Der darauf basierende Bericht machte den Vorfall im März 2006 in der westlichen Öffentlichkeit bekannt. Die US Army sah sich daraufhin genötigt eine Untersuchung einzuleiten, die schließlich zur Anklage gegen die Täter führten.Ranghohe Offiziere des US-Militärs versuchten, den Vorfall zu vertuschen. Nach einem Bericht der Tageszeitung The New York Times (NYT) vom 8. Juli 2006 haben führende Mitglieder des United States Marine Corps bei der Untersuchung des mutmaßlichen Massakers im Irak "Fehler im Rahmen ihrer Vorgesetztenfunktion" begangen. Angehörige der Stäbe von Generalmajor Richard A. Huck, der im Irak eine Division kommandiert und Oberst Stephen W. Davis hätten Widersprüche und Ungenauigkeiten in einem ersten Bericht nicht untersucht. Wahrscheinlich nur Spitze des Eisbergs Dieser Fall wird von der Washington Post und der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch als „das vielleicht schlimmste Kriegsverbrechen im Irak” eingestuft. Wahrscheinlich ist es eher eines von vielen.
James Crossen, der Soldat, der neben Terrazas saß und durch den Sprengsatz verletzt wurde gab in einem Interview mit dem TV-Sender King5 Television in Seattle an, dass Kinder häufig Militärfahrzeuge in Konvois zählen und dies an Aufständische weitergeben würden. Als er über seine Gefühle über die in dem Massaker getöteten Frauen und Kinder befragt wurde, antwortete er dem Moderator, dass er für sie kein Mitgefühl hätte: „Nein... wahrscheinlich sind die Hälfte von Ihnen ohnehin Verbrecher, man weiß einfach nichts Genaues über sie. Ich habe nie wirklich über sie nachgedacht. [...] So weit weg und es war so heiß... du verlierst einfach sozusagen die Kontrolle, und hörst irgendwie auf, dich zu kümmern um das, was passierte - und ich bin mir ziemlich sicher, dass es das war, was dort passiert ist.“ Zeittafel (Quelle Wikipedia) Am 20. November 2005 wurde seitens der Militärführung im Camp Blue Diamond in Ramadi ein Pressestatement verfasst. Darin wird der ursächliche Tod der beteiligten Zivilisten als von einem auf der Straße befindlichen Sprengsatz, ausgelöst durch irakische Aufständische, beschrieben: „Ein US-Marineinfantrist und 15 Zivilisten wurden gestern durch einen am Straßenrand explodieren Sprengsatz in Haditha getötet. Unmittelbar nach der Explosion griffen irakische Aufständische, bewaffnet mit leichten Waffen, einen Militärkonvoi an. Irakische Soldaten und US-Marinesoldaten erwiderten das Feuer und töteten acht Aufständische und verletzten einen weiteren.“ Am 14. Februar 2006 wurde eine Vorabuntersuchung von Lt. Gen. Peter Chiarelli angeordnet, da unmittelbar nach dem Vorfall ein Video an die Öffentlichkeit kam das gegenüber dem US-Bericht die Geschehnisse anders darstellte. Am 9. März 2006 wurde eine offizielle kriminaltechnische Untersuchung vom Naval Criminal Investigative Service eingeleitet, um herauszufinden ob Soldaten vorsätzlich irakische Zivilisten töteten. Am 19. März 2006 bestätigten Sprecher der US-Armee – entgegen dem ursprünglich von Seiten des Militärs ausgewiesenen Berichts – dass 15 Zivilisten durch US-Marines und nicht wie vorher berichtet, durch irakische Aufständische getötet wurden. Am 29. Mai 2006 veröffentlichte die Times die Ergebnisse dieser Nachforschungen sowie Interviews mit Augenzeugen. Darin wird beschrieben, dass der kommandierende Offizier Lieutenant Colonel Jeffrey Chessani sowie die Offiziere Captain Luke McConnell und Captain James Kimber des 3rd Battalion, 1st Marine Regiment, 1st Marine Division von ihren militärischen Posten enthoben wurden. Gegen den Gruppenführer Staff Sergeant Frank Wuterich laufen die Ermittlungen. Inzwischen wird gegen die beteiligten Soldaten wegen Mordes ermittelt, eine separate Ermittlung wegen der Vertuschung läuft gegen mehrere Offiziere. Beide Ermittlungen werden vom US-Militär durchgeführt. Mitte Dezember 2006 wurde gegen den Gruppenführer Frank Wuterich sowie gegen drei weitere Soldaten Anklage wegen Mordes erhoben. Da die Anklage nicht auf Mordvorsatz lautet, beläuft die Höchststrafe sich auf lebenslängliche Haft; in irakischen Medien wird hingegen die Überstellung der Angeschuldigten an ein irakisches Gericht und die Todesstrafe für sie gefordert. Nach Aufforderung durch Vertreter der Stadt Haditha bezahlten die US Marines nach dem Massaker 1500–2500 US$ „Entschädigung“ für jeden getöteten irakischen Zivilisten (je nachdem, ob Mann, Frau oder Kind) in den ersten beiden betroffenen Häusern. Sie weigerten sich jedoch, Zahlungen für neun weitere von ihnen erschossene Männer zu leisten, welche – ihrer Meinung nach – „Aufständische“ gewesen seien. Diese Aussage wurde von offiziellen Ermittlern widerlegt, deren Angaben zufolge es sich durchwegs um „unschuldige Opfer“ gehandelt habe.[5]
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