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Studie über die Zahl der Opfer von Krieg und Besatzung im Irak
Oktober 2006 

(Seite ist noch im Aufbau)

Studie

Der Report zur Studie im renommierten britischen medizinischen Fachmagazin The Lancet v. 13.10.2006
Mortality after the 2003 invasion of Iraq: a cross-sectional cluster sample survey

Die Studie selbst:
Gilbert Burnham, Shannon Doocy, Elizabeth Dzeng, Riyadh Lafta, Les Roberts
The Human Cost of the War in Iraq 2002-2006 
sowie die Anhänge: Appendices

R. Göbel und J. Guilliard, junge Welt, 13.10.2006
Bodycount für Bush 
Wissenschaftler stellen neue Studie vor: Mehr als 650000 Iraker infolge von Krieg und Besatzung gestorben 

tagesschau.de, 12.10.2006
655.000 Tote durch den Irak-Krieg und die Folgen?

Florian Rötzer, telepolis, 11.10.2006
Krieg kostete 650.000 Menschen im Irak das Leben

Extrapolation der Opferzahlen 
auf Basis der Zahl beobachteter Fälle (u.a. von Iraqi Body Count)
Just Foreign Policy: 
Iraqi Death Estimator

Lancet Studie 2004

Joachim Guilliard, 03.11. 2004
Krieg und Besatzung töteten hundert- bis zweihunderttausend Menschen im Irak

Joachim Guilliard, 10. Feb. 2006
Die verheimlichten Opfer
30.000,100.000 oder mehr – wie hoch ist die Zahl der Opfer von 3 Jahren Krieg und Besatzung im Irak


Diskussion

Lancet study - Kucinich-Paul Congressional Hearing on Civilian Casualties in Iraq 
Transkript der Pressekonferenz / Anhöhrung der US-Kongress- Abgeordneten Dennis Kucinich und Ron Paul über die Ergebnisse Lancet-Studie 

Experten Meinungen

Überblick über die Reaktionen von Wissenschaftlern, Politikern, etc. zur Studie gibt es 
von MediaLens (18.10.2006)
Democracy and Debate - Killing Iraq
”, 
und iraqanalysis.org
Reactions to the study

The Age (Melbourne), 21.10. 2006
The Iraq deaths study was valid and correct - 27 academics in the fields of the medical sciences attest: study provides the only up-to-date, independent, and comprehensive scientific study of mortality after the 2003 invasion and occupation of Iraq.

BBC NEWS, 26.3.2007
Iraqi deaths survey 'was robust’”, 

Associated Press, 12.10.2006
Bush Dismisses Iraq Death Toll Study
 

Washington Post, 11.10.2006
Study Claims Iraq's 'Excess' Death Toll Has Reached 655,000

Reuters, 21.20.2006
Iraq death rate estimates defended by researchers 

San Francisco Chronicle, 12.10.2006
Critics say 600,000 Iraqi dead doesn't tally” 

Strikt ablehnende Stimmen

Hamit Dardagan, John Sloboda, and Josh Dougherty, Iraqi Body Count IBC, 16.10. 2006
Reality checks: some responses to the latest Lancet estimates

IBC, April 2006 
Speculation is no substitute: a defence of Iraq Body Count  
Eine heftige Kritik an der ersten Studie

Gegenpropaganda

Kriegsopfer im Irak – Forscher bezweifeln Zahl von 650.000 Toten“, Spiegel Online, 6.3.2007

weitere Studien

Open Research Business, ORB, 20.09.2007
 September 2007 – More than 1,000,000 Iraqis murdered
New poll reveals that more than 1,000,000 Iraqi citizens have been murdered since the invasion took place in 2003

"WHO-Studie"

In einer in Zusammenarbeit mit der WHO durchgeführte Studie der irakischen Regierung 151.000 Opfer von Gewalt in der Zeit von März 2003 bis Juni 2006

New England Journal of Medicine (NEJM), Januar 2008 
Violence-Related Mortality in Iraq from 2002 to 2006

Gesamte Studie: 
World Health Organization Country office for Iraq
"Iraq Family Health Survey" IFHS

Joachim Guilliard, junge Welt, 12.02.2008
Verschleiern von Verbrechen 
Wie viele Menschenleben haben die Besatzer im Irak auf dem Gewissen? Eine neue Studie der WHO rechnet die Zahl der Opfer klein 

Just Foreign Policy: 
Iraqi Death Estimator
Just Foreign Policy Iraqi Death Estimator

„Body Count“ im Irak

Opferzahlen im Irak ein Politikum

Verdrängungsstrategien – Anhaltende Leugnung irakischer Opferzahlen

Im  Oktober 2006 hatte die angesehene medizinische Fachzeitschrift The Lancet die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie veröffentlicht, die ergab, dass bis Juni 2006 ungefähr 650.000 Iraker und Irakerinnen Opfer von Krieg und Besatzung geworden waren. Im Westen wurde die Studie jedoch von Politiker und Medien größtenteils, meist nur auf Grund der unfassbaren Zahl, als spekulativ verworfen und ignoriert. Kurz vor dem vieren Jahrestag des Krieges gab es noch mal, ausgehend von der Times, eine Medienkampagne gegen die Studie, die auch vom deutschen Magazin Der Spiegel aufgegriffen wurde. Ziel war offenbar die Zahlen als so fragwürdig erscheinen zu lassen, dass niemand sie in seiner Jahresbilanz zu nennen wagt. Dies ist gelungen. Die Lancet-Studie wird, wenn überhaupt, nur mit dem Zusatz „umstritten“ erwähnt. Basis bei der Angabe von Opfern blieb das „Iraqi Body Count“-Projekt (IBC), das bis März des Jahres 65.000 getötete Zivilisten registrierte.

Im selben Zeitraum hatte es auch in einem anderen Land eine horrende Zahl von Toten geben. Diese Zahl ist in der Öffentlichkeit sehr präsent: sie findet sich in Resolutionen des Sicherheitsrates und auf großformatigen Anzeigen von mehr oder weniger regierungsnahen Organisationen, die damit ihre Forderung nach einer militärischen Intervention untermauern – es handelt sich um die sudanesische Provinz Darfur.

Die Zahl der Opfer war nach der selben Methode geschätzt worden, wie im Irak, z.T. sogar von den selben Wissenschaftlern. Der selektive Umgang mit den Studienergebnissen zeigt wie stark politisch motiviert die Verdrängungsstrategien offensichtlich sind.

An sich sind schon die von IBC gemeldeten 65.000 zivilen Opfer – dies entspricht der Auslöschung einer Stadt wie Fulda – eine erschreckende Zahl. Doch scheint dies noch tolerabel und zum guten Teil auch mit dem Bild einer überbordenden religiös motivierten Gewalt zu erklären. 650.000 hingegen wären eindeutig ein Verbrechen in der Dimension eines Völkermords. Würde dies von einer breiten Öffentlichkeit als solches erkannt, wäre die Irak-Politik der USA und ihrer europäischen Verbündeten nicht mehr haltbar. Es lohnt sich daher, sich mit der Lancet-Studie und der Kritik daran ausführlicher zu beschäftigen. [weiter ....]


siehe auch: Joachim Guilliard, junge Welt, 12.02.2008
Verschleiern von Verbrechen 
Wie viele Menschenleben haben die Besatzer im Irak auf dem Gewissen? Eine neue Studie der WHO rechnet die Zahl der Opfer klein 


Einige Expertenstimmen zur Studie

Sir Roy Anderson, höchster wissenschaftliche Berater des britischen Verteidigungsministerium: „das Design der Studie ist robust und verwendet Methoden, die nahezu als ‚beste Praxis’ auf diesem Gebiet angesehen werden“ Wissenschaftler des britischen Department für internationale Entwicklung waren sogar der Ansicht, dass die Lancet Studie die Sterblichkeitsraten aufgrund ihres Ansatzes unterschätze. (Iraqi deaths survey 'was robust’”, BBC NEWS, 26.3.2007)

27 führende Experten auf dem Gebiet der Epidemiologie und Bevölkerungsstatistik bescheinigten in einem offenen Brief an die Melbourner Tageszeitung The Age,  "Die Studie über Irak-Tote ist zuverlässig und korrekt" und liefere somit die besten aktuell verfügbaren Daten über die Sterblichkeitsraten im Irak . Auch wenn die Genauigkeit immer eine Problem sei, so könne man doch sicher sagen, dass die Zahl der Opfer auf alle Fälle über 390.000 liege und sogar bis zu 940.00 betragen könne. (The Iraq deaths study was valid and correct, The Age (Melbourne), 21.10. 2006)

Richard Brennan, Chef des Gesundheitsprogramms des Internationalen Rettungskomitees mit Sitz in New York, bestätigte der Associated Press, dass das Vorgehen der Studie die „praktikabelste und angemessenste Untersuchungsmethode“ ist, die wir in humanitären Konfliktzonen haben. Brennans Gruppe hat ähnliche Projekte im Kosovo, in Uganda und im Kongo durchgeführt. „Auch wenn die Ergebnisse Leute erschrecken mögen, so kann man hier schwerlich die Methodologie dagegen ins Felde führen.“ (“Bush Dismisses Iraq Death Toll Study”, Associated Press, 12.10.2006)

Sarah Leah Whitson von Human Rights Watch in New York sah ebenfalls “keinen Grund, die Ergebnisse oder Genauigkeit der Studie in Frage zu stellen“. (Study Claims Iraq's 'Excess' Death Toll Has Reached 655,000”, Washington Post, 11.10.2006)

Auch Sir Richard Peto, Professor für medizinische Statistik und Epidemiologie an der Oxford Universität, der die erste Studie noch wegen zu kleiner Stichprobengröße kritisiert hatte, bezeichnet die neue Untersuchung im BBC Fernsehen als „statistisch glaubwürdig“. (BBC Newsnight, 11.10.2006, zitiert nach “Democracy and Debate - Killing Iraq”, MediaLens, 18.10.2006)

Ronald Waldman, Epidemiologe an der Columbia University der die Untersuchungs- methode ebenfalls als „getestet und zuverlässig“ bezeichnet und ergänzte, dass dies die "beste Schätzung sei, die es im Moment gibt."
Dr. David Rush
, Professor für Epidemiologie an der Tufts University in Boston, vermutet, dass unter den gegeben Bedingungen, die tatsächlichen Opferzahlen eher unter- als überschätzt würden.
Für Frank Harrell Jr.,
Professor an der Biostatistikabteilung der Vanderbilt University ist das Design der Studie solide und die Analyse der Daten „schlüssig“ und „gut begründet“. 
Steve Heeringa, Direktor der Statistikdesign Gruppe am Institut für Sozialforschung an der University of Michigan, ergänzte, dass er sich, nicht vorstellen kann, wie man unter den gegeben Bedingungen im Irak mehr und auf eine wissenschaftlicher Weise tun könnte. 
(Iraq death rate estimates defended by researchers, Reuters, 21.20.2006)

Professor Sheila Bird von der Abteilung für Biostatistik beim Medical Research Council stellte ebenfalls fest, dass die Genauigkeit deutlich verbessert wurde und es die „einzige wissenschaftlich fundierten Schätzungen“ sind, die es gibt, für die „eine sachgerechte Stichprobenermittlung durchgeführt wurde und für die wir eine vernünftiges Maß an Sicherheit der Ergebnisse haben. (Channel 4 News, October 11, 2006, , zitiert nach Democracy and Debate - Killing Iraq”, MediaLens, 18.10.2006)

John Zogby, dessen New Yorker Meinungsforschungsinstitut seit Kriegsbeginn mehrere Umfragen im Irak durchgeführt hat, stellte ebenfalls klipp und klar fest: „Die Untersuchung ist solide. Die Methode ist so gut wie es nur geht.“ [10] Schließlich, so Zogby hätten die Kritiker auch keine Probleme die Methode von Meinungsumfragen zu akzeptieren, bei denen nur 1.000 US-Amerikaner befragt würden, und dies in einem Land mit 300 Millionen Einwohnern.
(Critics say 600,000 Iraqi dead doesn't tally”, San Francisco Chronicle, 12.10.2006)

Pauschale Ablehnung, Kritik

Iraqi Body Count (IBC) reagierte sehr ablehnend:

Hamit Dardagan, John Sloboda, and Josh Dougherty, IBC, 16 October, 2006
Reality checks: some responses to the latest Lancet estimates

IBC hat auch schon an der ersten Studie heftige Kritik geübt:
Speculation is no substitute: a defence of Iraq Body Count (April 2006)

Gegenpropaganda

Kriegsopfer im Irak – Forscher bezweifeln Zahl von 650.000 Toten“, Spiegel Online, 6.3.2007

Antworten der Lancet-Autoren auf Kritik

MediaLens, 31.10.2006
Lancet author answers your questions

Nature April 7, 2007, "Lancet authors reply in Nature", Brief an das Wissenschaftsmagazin 

Lancet study - Kucinich-Paul Congressional Hearing on Civilian Casualties in Iraq 
Transkript der Pressekonferenz / Anhöhrung der US-Kongress- Abgeordneten Dennis Kucinich und Ron Paul über die Ergebnisse Lancet-Studie